Slowenien
Biker Infos
Allgemeines:
Seit 1991 ist Slowenien unabhängig und grenzt an Italien, Oesterreich, Ungarn und Kroatien. Geographisch gesehen liegt Slowenien am Knotenpunkt der Alpen, des Mittelmeers, der Pannonischen Ebene und der Dinarischen Bergwelt. Das Land ist besonders im Norden an der Grenze zu Oesterreich recht bergig, was sich auch in der Landesflagge zeigt, wo der höchsten Berg des Landes - den "dreiköpfigen" Triglav (2864 m.ü.M.), dargestellt ist. Dieser befindet sich im einzigen und gleichnamigen Nationalpark des Landes, dem Triglav Nationalpark. In Slowenien überwiegt die Farbe Grün - Wälder bedecken fast 60% des Landes. Die slowenische Landschaftsvielfalt prägen auch viele, häufig noch sehr saubere Gewässer wie Bäche, Flüsse und Seen. Die wichtigsten Flüsse sind Soca, Save (entspringen in den Julischen Alpen) Drau und Mur. Im Südwesten des Landes besitzt Slowenien auch noch eine kleine, aber immerhin 46,5 km lange Küste (Adria).
Radfahren in Slowenien:
"Wenn ich gewusst hätte, wie schön Slowenien ist, wäre ich wohl nicht erst in diesem Jahr dort gewesen..." Bis vor kurzem wusste ich nichts über dieses Land - bei der Tour-Vorbereitung dann wuchsen die Erwartungen und während der Tour wurden diese Erwartungen erfüllt und sogar übertroffen. Denn Slowenien hat landschaftlich wirklich viel zu bieten, was das Radler-Herz höher schlagen lässt. Auf unserer 450 km langen Tour durch den Norden und Westen Sloweniens erlebten wir Strassen mit kaum Verkehr. Die Strassenqualität wechselte abseits der Ballungsgebiete zwischen sehr gutem Asphalt, holprigem Asphalt und Schotterstrasse. Fahrradwege gibt es manchmal, Seiten- oder Fahrradstreifen sind auf den engen Strassen in den Bergregionnen dagegen eher selten. Wir fuhren entlang wundschön türkis schimmernden Bächen und Flüssen, erlebten viele Stunden in ruhigem wäldlichem Gebiet und während wir (nicht zu selten) steile Aufstiege und kurvenreiche Abfahrten bewältigten, überraschten unsere Sinne nicht selten neue, unerwartete Landschaftsblicke, z.B. auf wunderbare Berggipfel, breite Flüsse oder riesige grüne Wiesen etc. Unsere Mittags-Teller in den Restaurants waren jeweils prall gefüllt und verglichen mit der Schweiz so günstig... Ein Traum für jeden Biker-Magen und jedes Biker-Portemonnaie (Bsp: 2 Personen mit je riesigem Salat, Hauptspeise mit riesig viel Fleisch und je 2 Getränke für total weniger als 30 Euro.)
Klima / Wetter:
In den Bergen überwiegt das Alpenklima, die Küstenregion prägt das submediterrane Klima und in den Ebenen des Nordostens herrscht kontinentales Klima. Die Durchschnittstemperaturen im Juli liegen um 20 Grad. Auf unserer Tour im Mai 2013 war es durchgehend bewölkt, glücklicherweise aber erlebten wir kaum Regen. Da auf Ende Woche Schneefall bis in Tieflagen gemeldet war, entschieden wir uns nach dem Vrsic Pass im Triglav NP spontan weiter südwärts nach Triest zu fahren und schon bald nach dem Pass spürten wir das plötzlich angenehme, mildere Klima.
Uebernachtung / Campen
In Slowenien gibt es so viele Felder, Wälder, Flüsse und Bäche und das in unbewohnten Gebieten, dass es für uns problemlos war, wild zu campieren.
Bei der Routenplanung zu berücksichtigen:
- Bled und Umgebung
- Triglav Nationalpark
- Tropfsteinhöhlen (z.B. Höhlen von Postojna UNESCO)
Anforderungen:
Wir wurden ehrlich gesagt etwas überrascht von den teilweisen sehr harten (steilen) Aufstiegen um 14%. Als Tourenfahrer mit Gepäck war dies uns dann tatsächlich auch mal zuviel, weshalb wir zum Stossen gezwungen wurden...
Persönliche Bewertung:
Auch wenn ich die steilen (kaum fahrbaren) Aufstiege negativ bewerte, bleibt Slowenien dank diesem vielfältigen Angebot von Gebirge, Meer, Ebenen, Wald, Flüsse Seen allemals sehr empfehlenswert!
Tagebuch
20.05.2013 Spielfeld (A) - Crna na Coroskem (Slo) 115 km
Nachdem wir im Nachtzug bis Graz eine soweit angenehmen Nacht verbrachten und über einen Regionalzug die Grenzortschaft "Spielfeld" erreichten, starteten wir gegen 09.30 Uhr noch auf österreichischem Staatsgebiet zu unserer diesjährigen Tour durch Slowenien. Um den ganzen Fernverkehr zu umgehen, beschlossen wir die Nebenstrassen zu benützen und erlebten mit einem ersten (unnötig wirkenden) knackigen Aufstieg und anschliessend zweifacher rasanten Abfahrt mit 18% Senkung (!) in das Dorf Svecina erste Eindrücke von Slowenien. Bis hinunter nach Maribor (275 m.ü.M.) genossen wir so die ersten Routen-km in vorwiegend idyllischer Umgebung. Ab Maribor folgten wir bei nun (leider) regem Verkehr dem schönen Fluss Drava und auch ohne ständigen Blick auf den Fluss führt die Route durch ansprechende Landschaft. Zunächst ab Dravograd uns dann nochmals deutlich nach Prevalje wurde es ruhiger, die Strassen kleiner und mit leichter Tendenz aufwärts genossen wir die Route entlang schön bewaldeten Hügeln und dem Fluss Meza bis nach Crna na Koroskem. Bei einem Zwischenhalt vor einem Einkaufsladen kamen wir dann in ein Gespräch mit einer jüngeren Slowenin, welche sich vom Liegefahrrad von Joel faszinieren liess und nach gemütlichem Gespräch fragte sie uns tatsächlich, ob wir als Naturliebhaber denn Fleisch essen würden... Sie war Vegetarierin und hatte soeben kg-weise Früchte eingekauft... Jedenfalls erfuhren wir durch sie, dass wir westwärts bald mit Schotterstrassen zu rechnen haben. Schotterstrassen erlebten wir auf den nur noch wenigen km bis zu unserer Uebernachtungs-Wiese nahe de Ortschaft Bistra nicht mehr. Dafür aber stand plötzlich ein jüngerer Slowene vor unserem Zelt (wohl der Landwirt oder dessen Sohn) und forderte uns bestimmt aber sehr freundlich auf, die noch nicht gemähte Wiese zu verlassen und stattdessen 100m weiter drüben das Zelt aufzustellen... So endete unser erster Tourtag in Slowenien gegen 19.00 Uhr. Das Wetter war heute war trotz starker Bewölkung meist gut. Nur zweimal regnete es ganz kurz. Die Route heute mit vielen Fluss-Bachlandschaften, Wäldern und offenen grünen Feldern gefiel mir recht gut. Nun sind wir gespannt was uns morgen erwarten wird.
21.05.2013 Crna na Coroskem - Krnica (Bled) 115 km
Nachdem in der Nacht kurzzeitig Regen fiel und wir im Halbschlaf nur ganz kurz die Kälte der Nacht spürten, empfing uns der Morgen freundlich mit Sonnenschein. Was für ein tolles Gefühl... Während den ersten Fahrminuten durften wir dann sogar noch Asphaltstrassen geniessen, aber dann wars auch schon fertig mit der Herrlichkeit und es folgten zwei härtere Aufstiege auf (guter) Schotterpiste. Die Landschaft hier abseits der Zivilisation war jedoch genial. Mal gings direkt am Felsen entlang durch ein enges Tal, dann öffnete sich die Landschaft plötzlich wieder und zeigte sich in schönem, weitem Grün ev. mal mit einem Bauernhof, bevors dann wieder eng und steinig wird und plötzlich weitet sich das Tal wieder und eröffnet einen wunderbarem Weitblick auf die Steiner Alpen und das tiefe Logartal. Wow!!! Und diese Aussicht hatten wir ganz für uns; keine Autos und auf dem ganzen bisherigen Weg nur 1 ältere Bauersfrau gesichtet, sonst einfach Ruhe.... Mit Uebergängen über den Paulitschsattel / Pavlicevo sedlo auf 1338 m.ü.M. sowie dem Seebergsattel (1218 m.ü.M.) durchquerten wir für kurze Zeit Oesterreich und den beiden hart erarbeiteten Aufstiegen folgten jeweils rasante, kurvenreiche und entsprechend bremsen-belastende Abfahrten, welche wir natürlich trotzdem in vollen Zügen geniessen konnten. Entlang dem wilden Bach Kokra und oft umgeben von einer grünen Waldlandschaft fuhren wir dann talabwärts Richtung Kranj, umfuhren dieses Städtchen jedoch via den kleinen Dörfern Preddvor und Kokrica. Auf schönen Nebenstrassen und mittlerweile mit etwas schweren Beinen folgten wir dem Tal der Sava bis in die hübsche Ortschaft Bled (501 m.ü.M.) , welche wir bei Sonnenschein erst gegen 19.00 Uhr erreichten. Leider reichte es uns aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht, das Städtchen am Rande der Julischen Alpen genauer anzusehen, doch die Zeit für eine feine Glace am schönen Bleder-See nahmen wir uns trotzdem und genossen auf einem "Bänkli" die letzten Sonnenstrahlen. Danach machten wir uns auf, den heutigen Uebernachtungs-Platz zu suchen, welchen wir schliesslich nach der Ortschaft Krnica am Rande des Triglav Nationalparks fanden. Auch wenn wir Schotterpisten wirklich nicht so mögen, so dürfen wir festhalten, dass wir heute abseits der Zivilisation wirklich ein landschaftlich wunderschönes Slowenien entecken durften mit schönen Bächen, Wasserfällen, schöner Hügellandschaften und wunderbaren Gebirgen. So sind wir gespannt auf morgen, wo der berühmteste Pass Sloweniens auf uns wartet...
22.05.2013 Krnica (Bled) - Tolmin 120 km
Auch der heutige Tag bot uns wieder eine Vielfalt von Erlebnissen. Von Bled gings auf schmaler, meist asphaltierter und praktisch verkehrsfreier Strasse durch das sehr schöne Tal der kleinen Flusses Radovna am östlichen Rand der julischen Alpen. Zwischen den kleinen Dörfern welche wir passierten, waren wir ständig umgeben von grünen Hügeln und Gebirgszügen und genossen so auch die tollen, grossen Wiesen in diesem ruhigen Landschaftsgebiet sehr. Ein kürzerer, knackiger Uebergang führte uns dann aus dem Tal heraus nach Mojstrana (660 m.ü.M.), wo wir schliesslich auf dem ruhigeren Fahrradweg links der Sava Dolinka nach Kranjska Gora (809 m.ü.M.) fuhren. Am kleinen See im Städtchen mit Blick auf die 2500m hohen Berggipfel von Razor und Prisojnik starteten wir schliesslich zum Aufstieg auf den höchsten und deshalb berühmtesten Gebirgs-Pass, Sloweniens, dem Vrsic Pass /Werschitz-Pass auf 1611 m.ü.M. Irgendwie aber hatten wir uns diesen Aufstieg etwas "leichter" ausgedacht. Mit einer Steigung von 14% (!) führte die Strasse über 50 Haarnadelkurven zum Teil noch über Kopfsteinpflaster und vor allem diese starke Steigung führte dazu, dass wir unsere Fahrräder zu einem grösseren Teil hinaufstossen mussten... Tja, dies war wirklich eine unkonventionelle Art und erforderte doch etwas Ueberwindung... Doch im Angesicht der imposanten Berge und dank geteiltem Leid bewältigten wir schliesslich auch diesen Aufstieg. Die Passhöhe selbst bot dann keine erwähnenswerten landschaftlichen Eindrücke mehr und so freuten wir uns auf die folgende Abfahrt Richtung Bovec (434 m.ü.M.). So gings dann zunächst überaus rasant und kurvenreich passabwärts und schon bald hatten wir mit dem schönen Fluss Soca einen wunderbar türkis schimmernden Begleiter zur Seite. Erst gegen 15.30 Uhr erreichten wir Bovec und gönnten uns endlich das ersehnte Mittagessen und wie immer war das Preis /Menge Verhältnis verglichen mit der Schweiz einfach gigantisch... Nachdem wir in den Vortagen schon mehrfach über einen neuerlichen Wintereinbruch am Freitag (24.05.2013) mit Schneefall bis in Tieflagen "gewarnt" / informiert wurden und wir ursprünglich geplant hatten, weiter in die Dolomiten zu fahren, mussten wir hier in Bovec einen Grundsatz-Entscheid treffen. Welchen Weg sollen wir nun einschlagen? Schliesslich entschieden wir uns für eine Routen-Aenderung mit dem neuen Ziel Triest, am Meer. So fuhren wir also südwärts, weiter der Soca entlang und genossen das merklich wärmer werdende Klima. Bei Kobarid wechselten wir auf die Nebenstrasse links der Soca, durchfuhren ein paar hübsche kleine Dörfer und erreichten schliesslich nach 120 km Tagesetappe kurz vor Tolmin (200 m.ü.M.) unser Schlafplatz direkt neben einer Scheune. Auf dem leicht abfallenden Hang liegend genossen wir noch die letzten Sonnenstrahlen und schauten nochmals zurück auf einen ereignisreichen Tourtag.
23.05.2013 Tolmin - Triest 100 km
Auf unserer heutigen letzten Etappe durch Slowenien hatten wir erstmals weder Pässe noch andere hohe Uebergänge zu bewältigen. Böse waren wir deswegen nicht... Von Tolmin fuhren wir weiter flussabwärts der Soca entlang und häufig befanden wir uns auf eher enger Strasse inmitten wäldllichem Hügelgebiet. Nach ca. 40 km erreichten wir die zweigeteilte Stadt Nova Gorica (Slowenien) bzw. Gorizia (Italien). Ab hier wurde es dann definitiv wieder verkehrsreicher, was einem minimalen Kulturschock nach den letzten "einsameren" Tagen in den Bergen Sloweniens gleichkam. Schon bald aber erreichten wir die wieder etwas ruhigere Strasse 204 und fuhren so nicht direkt südlich zum Meer, sondern in südöstlicher Richtung durch ländliches Gebiet via Stanjel nach Dutovlje. Hier planten wir eigentlich unsere Mittagsmahlzeit einzunehmen, wurden jedoch enttäuscht, da es hier kein Restaurant gab und auf ein Sandwich von der Bar hatten wir wenig Lust. So nahmen wir nach einer kleinen Stärkung die letzten km auf uns, erreichten schon bald die italienische Grenze und zu guter Letzt noch erhöht aus einiger Distanz das Meer... Triest war erreicht und so genossen wir zum Schluss noch eine 5 km lange rasante Abfahrt hinunter ins Zentrum und zum Hafen von Triest. So endete unsere Slowenien Tour nach 4 Fahrtagen und 450 km aufgrund prognostiziertem Schneefall zwar ohne die italienischen Dolomiten befahren zu haben, an Höhenmetern und tollen Landschaften hat es uns in diesen 4 Tagen aber trotzdem nicht gefehlt. Am nächsten Tag (24.05.2013) folgte dann die 14 stündige (!) Heimreise mit dem Zug von Triest über Venedig, Mailand nach Basel. Auch hier klappte alles! So schauen wir mit vielen positiven Erinnerungen an die wunderbare Landschaft und die Zeit in Sloweniens zurück.
Route
Unsere Route im Jahr 2013
Datum | Strecke | Distanz | Nacht |
20.05.2013 | Spielfeld (A) - Crna na Koroksem | 115 km | wild |
21.05.2013 | Crna na Koroksem - Krnica (Bled) | 115 km | wild |
22.05.2013 | Krnica - Tolmin | 120 km | wild |
23.05.2013 | Tolmin - Triest (I) | 100 km | |
Total | 450 km |
Fotos
Slowenien 2013
Tourstart bei Spielfeld (A) nahe der Oesterreich - Slowenischen Grenze
Auf abgelegener Route via Svecina erreichten wir Maribor
Bis Dravograd fuhren wir oft entlang der Drava
Bis Crna na Koroskem wars dann schon hügeliger aber auch ruhiger
Auf Schotterstrassen gings am nächsten Tag weiter westwärts
die Landschaft hier hügelig aber sehr schön
etwas unerwartet genossen wir plötzlich wunderbare Ausblicke auf die Bergwelt
nur vereinzelt sahen wir ein paar Bauernhöfe
Aufstieg zum Paulitschsattel auf 1338 m.ü.M. an der oesterreichischen Grenze
Blick auf die wunderbare Bergwelt der Steiner Alpen und das Logar Tal
Ueber den Seebergsattel (1218 m.ü.M.) erreichten wir wieder Slowenien
auf wieder asphaltierter Strasse Richtung Kranj und Bled
Bled erreichten wir erst am späteren Abend - für eine Glace reichte es allemals...
Frühmorgens im wunderschönen Tal der Radovna Richtung Mojstrana
Auf schönem Fahrradweg gings nach Kranjska Gora
Kranjska Gora, Ski- und Mountainbike Revier
Es folgte ein harter, steiler Aufstieg zum Vrsic Pass im Triglav Nationalpark
Es bot sich uns eine eindrückliche Berglandschaft
Bei 14% Steigung mussten wir öfters stossen...
Endlich oben...
lange und schöne Abfahrt Richtung Bovec
Wegen Schneefall in den Dolomiten war unser neues Ziel Triest (I)
treuer Begleiter war die türkis schimmernde Soca
von da kamen wir her...
Die Soca bei der Ortschaft Kobarid
Geschafft! Nach 450 km erreichten wir in Triest (I) das Meer.