Montenegro
Biker Infos
Allgemeines:
Montenegro bedeutet wörtlich übersetzt „Schwarzer Berg“, während der Landesname Crna Gora mit „schwarzes Gebirge“, „schwarzes bewaldetes Gebirge“ oder „schwarzer Wald“ übersetzt werden kann. Montenegro / Crna Gora ist ein seit dem 3.Juni 2006 wieder unabhängiger Staat in Südosteuropa, der mit einer Länge von 614 km an Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kosovo und Albanien grenzt. Im Südwesten des Landes bildet das Adriatische Meer eine natürliche Grenze (293 km Küstenlinie).
Montenegro ist ein im europäischen Vergleich relativ dünn besiedeltes Gebirgsland im südöstlichen Teil des Dinarischen Gebirges. Es besitzt eine steil abfallende und durch Buchten (z.B. Bucht von Kotor) gegliederte Küste am Mittelmeer (Adria). Insbesondere ist die karge Karstregion in Westmontenegro sehr dünn besiedelt. Im nördlichen Landesteil finden sich die höchsten Erhebungen Montenegros und des gesamten Dinarischen Gebirges. Hier liegt auch das Durmitor Massiv mit dem höchsten Berg des Landes, dem Bobotov kuk auf 2522 m.ü.M.
Geschichte:
Nach dem 1.Weltkrieg (1918) wurde das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet. Montenegro wurde als Teilgebiet Serbiens integriert. Während des 2.Weltkriegs wurde das Land italienisches Protektorat, bevor es dann 1945 zu Jugoslawien kam. Das im Jahr 1992 nach dem Austritt Kroatiens und Sloweniens aus dem Staatsverbund abgehaltene Referendum über den zukünftigen Status Montenegros entschied über den Verbleib Montenegros bei Serbien. Nach den Jugoslawien-Kriegen in den 1990er Jahren wuchsen die Differenzen zwischen Montenegro und Serbien zusehends. Am 21.05.2006 wurde eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Staates Montenegro abgehalten, wo sich eine breite Bevölkerungsmehrheit für die Abspaltung von Serbien aussprach.
Klima /Wetter:
Montenegro hat ein mittelmeertypisches Klima, d.h. milde Winter sowie sonnige, trockene und heisse Sommer. Gerade in den Sommermonaten Juli und August wird es an der Küste und im Landesinnern sehr heiss. Das Bergland mit Gipfelhöhen bis 2500 m weist aber je nach Höhe deutlich niedrigere Temperaturen sowie höhere Niederschläge und dichte Bewölkung auf. Schnee fällt hier von Dezember bis März und liegt zumindest an den höheren Nordhängen bis in den Juni hinein. Während unserer Tour durch Montenegro vom 20.06.09 - 24.06.2009 erlebten wir wettermässig vorallem die Regenseiten mit vorallem im Gebirge dichterer Bewölkung und kühleren Temperaturen kennen (Wie wir später erfuhren traf das aber zu diesem Zeitpunkt auch auf die benachbarten Länder zu). Im Durmitor Gebirge lagen zudem ab einer Höhe von etwa 1800 m.ü.M. noch ganz wenige Schneeflecken.
Preisniveau:
Montenegro verwendet als allein gültige Währung den Euro. Das Preisniveau ist recht tief, Essen im Restaurant sowie Preise für Zimmer "Sobe" (wir zahlten in Zabljak im schönen Durmitorgebirge 10 Euro/Person) sind vor allem abseits des Tourismus sehr preiswert zu haben.
Radfahren:
Das Verkehrsaufkommen war praktisch im ganzen Lande sehr gering. Höchstens um Podgorica nimmt der motorisierte Verkehr etwas zu. Der Fahrstil inkl. die Ueberholmannöver der Autos/Lastwagen empfand ich als normal und meist sehr umsichtig. Besonders bei Lastwagen informierte ein Hupen häufig über das bevorstehende Ueberholmannöver. Zu meiner positiven Ueberraschung waren die Strassen auf der ganzen gewählten Route (teilw. neu) asphaltiert und somit (zumindest für Fahrradfahrer) in einem guten Zustand. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es durchaus noch ein paar wenige Schotterstrassen gibt. Durch die gebirgige Landesnatur mit steilen Bergen und tiefen Schluchten hat es jedoch immer mal wieder Steine auf der Strasse, welche mir als Fahrradfahrer jedoch keine Mühe bereiteten. Wichtig zu wissen ist ev. noch, dass die Routen entlang der Flüsse (Schlucht) meist nur geringes Gefälle aufweisen, sobald man sich aber dazu entschliesst diese nach links oder rechts zu verlassen eine ziemlich herausfordernde Steigung folgen kann (welche dann in neue,schöne Landschaften führen...). Ein Beispiel dazu ist dir Route von Bosnien her zum Piva-See und dann via Trsa ins Durmitor-Gebirge. Um noch das letzte Thema Fahrradwege anzuschneiden: es gibt keine!
Camping / Zimmer
Das wichtigste vor ab: Wer gerne wild campiert, der findet überall in Montenegro irgend ein Plätzchen. In den sehr schönen Schluchten ist es ev. etwas schwieriger bzw. es braucht etwas Geduld bis sich ein brauchbarer Ort finden lässt. Auch die Bewohner waren auf Anfrage bereit, uns für eine Nacht vor / neben ihrem Haus campieren zu lassen. "Sobe" (Zimmer) finden sich vor allem in den eher touristischen Orten und sind auf Nachfrage ebenfalls günstig. Campingplätze sind vor allem an der Küste zu finden, allerdings entdeckten wir auch im Hinterland vor allem bei Seen und nähe Nationalparks einige einfache Campingplätze. Da Montenegro (noch) keine touristische Massendestination ist, kann es aber vorkommen, dass Campingplätze ausserhalb der Hochsommersaison geschlossen sind.
Bei der Routenplanung zu berücksichtigen:
- Bucht von Kotor (grösster Fjord im östlichen Mittelmeerraum)
- Durmitor Nationalpark (Hochebene 1432 m) und Crno Jezero (Gletschersee)
- Tara Schlucht (2.grösste Schlucht der Welt - nur zugänglich bei Tara-Brücke)
- Kloster Ostrog (Kloster im Felsen)
- Nationalpark Biogradska Gora (5 Gletscherseen, Urwald)
Montenegro aus meiner Sicht:
Vor den Ferien (siehe Vorwort Tagebuch) beschäftigten mich beim Gedanken an Montenegro vor allem 2 Themen: Ist der Fahrstil wirklich so schlimm wie ich überall höre und lese? Und wie hart würde das bergige Montenegro wirklich sein (Von der Schweiz bin ich ja bereits einige Berge gewöhnt...).
Nun bin ich zurück von der Tour durch Kroatien, Bosnien und Montenegro und muss einfach sagen: Montenegro war der Hammer! Ich war völlig überrascht, dass ich mich praktisch während der ganzen Tour durch Montenegro in einer wunderschönen Landschaft fühlte und auch war. Ich fühlte mich in einem ständigen "Highlight"; die steilen schwarzen Berge, welche links und rechts zu bewundern waren, die engen und tiefen Schluchten wo man es irgendwie schaffte eine Strasse zu bauen. Eine herrliche Strecke über das Durmitor-Gebirge welches mich an die schönen schottischen Highlands erinnerte. Aber ja, es ist definitiv bergig! Auf den etwas mehr als 360 km durch Montenegro haben wir 4 Strassenpässe bewältigt und auch wenn kein Pass eingezeichnet ist, es ist praktisch nie flach! Gefälle von 7 - 10% sind zwar nicht die Regel, aber kommen doch ab und zu vor. Doch eine sinnvolle Routeneinteilung (es müssen ja nicht jeden Tag 100km sein) und die atemberaubende Landschaft können dafür sorgen, dass man die Route trotz körperlichen Strapazen auch geniessen kann. Trotz sprachlichen Unterschieden (häufig eher bescheidenen Englisch-Kenntnisse) wurden wir von den Bewohnern sehr gastfreundlich behandelt. Wie unkompliziert sie trotz sprachlicher Differenzen ihr Einverständnis gaben, dass wir z.B. gleich neben ihren Häusern campen durften, hat mich sehr positiv überrascht. Montenegro ist im Wandel! Für mich ganz klar ein Land das vor allem landschaftlich sehr viel zu bieten hat und deswegen in den nächsten Jahren vermehrt vom Tourismus "profitieren" wird. Bereits jetzt war augenfällig, wie die Strassen neu geteert wurden, wie z.B. nähe des Durmitor Gebirges hunderte touristische Hütten/Häuser aus dem Boden gestampft werden. Und vom "gefährlichen" Fahrstil habe ich gar nichts mitbekommen, dagegen sah man immer mal wieder die Polizei, welche Verkehrskontrollen durchführte. Auch kulturell kann Montenegro etwas bieten: Entlang der Routen gibt es einige schöne, alte Klöster. Aber auch die Altstadt von Kotor mit der eindrücklichen Bucht ist unbedingt ein Besuch wert. Und für uns das schöne ist: Das alles zu erschwinglichen Preisen zu haben ist und in den Restaurants die Fleischportionen grösser sind als jene der Beilagen... Montenegro; ein Geheimtipp für eiserne Biker!
Anforderungen:
Für einen gemütlichen, lockeren Fahrrad-Urlaub ist Montenegro definitiv das falsche Land. Wer aber die Herausforderung und allgegenwärtige Steigungen liebt, wild campen bevorzugt, der ist in Montenegro genau richtig!
Persönliche Bewertung:
Die Tour im " schwarzen Berg" (Montenegro) hat mich durch und durch fasziniert. Steile Gebirge, tiefe Schluchten, schöne Flüsse, das Durmitor Gebirge und schmale Strassen mit wenig Verkehr. Montenegro ein Geheim-Tipp für Biker!
Tagebuch 2009
Gedanken vor Tourbeginn...
In wenigen Stunden fährt unser Bus Richtung Zadar in Kroatien. Morgen um ca. 11. 00 Uhr startet unsere Tour dann definitiv. Wie vor jeder Tour ist meine Vorfreude riesig, auch wenn wir für die Tour druch Kroatien, Bosnien und Montenegro nur 2 1/2 Wochen Zeit haben. Die Route ist so geplant, so dass wir nebst der Küste vor allem auch das Landesinnere, also auch das "wirkliche Leben abseits des Tourismus" kennen lernen werden. Natürlich aber freue ich mich auch auf einige erholsame Stunden an den hoffentlich schönen Sandstränden am Meer und schöne Momente mit Rebi. Ein einziges, dafür sehr grosses Fragezeichen gibt es bezüglich den Minenfeldern in gewissen Regionen. Ich habe dazu viele Erfahrungsberichte gelesen, die zwar teilweise auch schon einige Jahre her sind, aber für mich trotzdem sehr relevant sind: Es gibt auch heute noch viele Minenfelder und die Möglichkeit, dass nicht (mehr) alle gekennzeichnet sind, scheint aufgrund der Berichte zumindest möglich. In diesen Gebieten müssen wir also sehr, sehr vorsichtig sein, gerade was das wild campen oder das einfache Betreten der Landschaft abseits der Strassen betrifft. Ueber die Geschwindigkeiten und Ueberholmannöver der Autofahrer scheinen sich auch die meisten Fahrradfahrer einig zu sein. Es ist milde ausgedrückt nicht gerade ungefährlich als Fahrradfahrer. Da ich doch schon einige Länder in Europa befahren habe bin ich natürlich gespannt, ob ich auf dieser Tour ein neues Mass an "Gefahr" kennen lernen werde oder alles halb so wild ist. Ich freue mich sehr, dass die Tour durch drei verschiedene Länder führt. Die Landschaften entlang der gewählten Route sollen teilweise sehr schön sein. Ich bin darüberaus sehr gespannt wie gebirgig die Länder bzw. wie kräftezehrend die Aufstiege sind, Gerade Montenegro ("Schwarze Berge") scheint ja sehr bergig zu sein. Ich hoffe, dass wir trotz sprachlicher Unterschiede mit den Einheimischen ins Gespräch kommen, nette Menschen kennen lernen werden und beim wild campen die richtigen Plätze auswählen werden. Von Pannen und gesundheitlichen Problemen können wir durchaus verschont bleiben... Und nun gehts los... Die Tour beginnt!
13.06.2009 Sveti Rock – Kistanje 80 km
Ueber Nacht erreichten wir mit dem Car Kroatien. Wir hatten riesiges Glück, denn einerseits durften wir im 2-stöckigen Car oben an vorderster Front sitzen (mit mega tollem Blick) und andererseits liess uns der Car-Chauffeur auf Nachfrage anstatt im Zentrum von Zadar bereits bei der Autobahnausfahrt Sveti Rock, nördlich des Mali Alan Passes raus. So konnten wir unseren Tourstart bereits 1 Stunde früher als geplant starten und konnten dazu auch noch ein paar km sparen, welche wohl eher nicht zu den Highlights gehört hätten. Die Tour konnte nun also im Hinterland Kroatiens beginnen. Ab Sveti Rock planten wir, nicht über den Mali Alan, sondern zunächst etwas ostwärts Richtung Gracac zu fahren, um dann das Velebit-Gebirge am südlichsten Pass-Uebergang (Prezid-Pass) Richtung Süden zu überqueren. Der motorisierte Verkehr war bei sonnigen 25 Grad eher bescheiden, also sehr angenehm. So erreichten wir nach einem vergleichsweise eher kürzeren Aufstieg schon bald die Passhöhe des Prezid-Passes auf 766 m.ü.M. Kurz nach der Passhöhe verliessen wir die Hauptstrasse und bogen links auf eine schmale, alte Passstrasse ab und folgter dieser bis Kastel Zegarski. Auf diesem spannenden, einsamen Streckenabschnitt entschieden wir uns, obwohl offiziell keine Minenwarnungen optisch ersichtlich waren, die Strasse nicht zu verlassen. Dies änderte sich nur einmal, als wir zum ersten landschaftlichen Highlight dieser Tour kamen: Nähe der Krupa (Fluss bzw. Ortschaft) zeigte sich uns plötzlich ein atemberaubender Blick von einem Felsvorsprung hinunter zur Schlucht mit dem Fluss Krupa. Ein herrlicher Ausblick! Wir folgten der Strasse weiter, häufig mit Aufstiegen und kleinen Abfahrten verbunden bis Kastel Zegarski. Um möglichst direkt Richtung Sibenik zu gelangen, entschieden wir uns dann nach dem Prezid-Pass gleich noch einen zweiten, allerdings kleinen Pass (Klanac-Pass 425 m.ü.M.) Richtung Medvida zu fahren. Der ca. 6 km lange und teilweise recht steile Aufstieg forderte uns ziemlich, da der ganze Aufstieg auf mässigem Schotter gefahren werden musste. So kamen wir auf der holprigen Unterlage teilweise nicht mehr vorwärts, so dass wir die Bikes auch mal kurzzeitig schieben mussten. Exakt auf der Passhöhe wechselte dann aber zu unserer Freude der Belag wieder auf Asphalt und so gings dann rasant bergab. Zwischen Medvida und Kistanje wurden wir dann Zeugen der traurigen Geschichte dieser Gegend. Ueberall Schäden aus Kriegszeiten, kaum ein normales Haus, zerstörte Bushaltestellen, überall Ruinen. Richtige Geisterdörfer, ausser uns keine Menschen und kaum Verkehr (ca. 4 Autos auf 20 km) sichtbar. Aber auch hier waren keine Minenschilder zu sehen. Ob hier wirklich alles sicher und entmint ist??? Später entdeckten wir dann wieder ein paar einzelne, bewohnte Häuser. Da unser Trinkvorrat schon seit längerer Zeit leer war und wir in dieser verlassenen Gegend kein Trinkwasser besorgen konnten, nutzten wir die erst beste Gelegenheit und wandten uns beim ersten bewohnten alten Bauernhof an eine alte Frau. Sie liess uns in ihrer Wohnung unsere leeren Flaschen mit Wasser auffüllen, dabei ergaben sich ein paar Kommunikationsversuche, die jedoch leider aus sprachlichen Gründen scheiterten. In Kistanje erlebten wir dann wieder etwas mehr Leben. In einem kleinen Dorfladen kauften wir unser Nachtessen ein, wir entdeckten sogar 2 – 3 Restaurants und spielende Kinder. Ein schöner Anblick nach der Zeit der Geisterdörfer! Gegen Ende unseres Fahrtages erblickten wir dann auch noch unser 1. (fast..) totes Lebewesen auf der Strasse; ein Fuchs, sein Kopf bewegte sich noch ganz wenig... Nun haben wir wenige km ausserhalb von Kistanje unser Zelt aufgestellt. Der erste Tag hat bereits viele Eindrücke hinterlassen. Morgen besuchen wir den Nationalpark Krka nördlich von Sibenik. Wir sind gespannt was uns morgen erwartet.
14.06.2009 Kistanje – Ljubitovica 86 km
Ein letztendlich doch noch anstrengender Tag neigt sich dem Ende zu. Wiederum durften wir ein Highlight erleben. Nach dem wir gegen 8.30 Uhr starteten, erreichten wir gegen 10.30 Uhr den Haupteingang zu den Krka-Fällen bei der Ortschaft Skradin. Für 95 Kunas / Person wurde es uns freigestellt, ob wir mit dem Schiff, zu Fuss oder per Bike die 4 km lange Strecke zur Skradinski buk bewältigen möchten. Wir entschieden uns für unsere Fahrräder und durften dafür auf der gut fahrbaren Schotterstrasse einen idyllischen Blick auf den Fluss Krka geniessen. Bei der Skradinski buk angekommen kamen wir dann ins Staunen ab der Schönheit dieses aussergewöhnlichen Wasserfalls. Der 46 m hohe Skradinski buk gilt mit seinen 17 dicht aufeinander folgenden Travertin-Stufen auf einer Länge von 400 m als einer der schönsten Wasserfälle Europas. Der Wasserfall setzt sich zudem aus Inseln und Seen zusammen, welche dank eines Netzes von Pfaden und Brücken besichtigt werden können. Sogar baden ist in einem eingezonten Teil nähe des grossen Wasserfalls erlaubt. Verständlich also, dass sich hier auch viele Touristen tummeln und für Speis und Trank gesorgt wird. Wir verweilten fast 3 Stunden in dieser schönen Gegend, assen gemütlich zu Mittag, gönnten unseren Füssen eine willkommene Abkühlung und ein paar Bäume luden zu einem kurzen „Nickerchen“ im Schatten ein. Dann aber gings weiter Richtung Sibenik wo wir erstmals für kurze Zeit das Meer erblickten. Wir folgten dann der Hauptstrasse 58 wieder ins Landesinnere Richtung Trogir. Leider war uns dabei nicht ganz bewusst, dass wir dazwischen ein Aufstieg von Meereshöhe auf schätzungsweise 500 – 600 m.ü.M. zu bwältigen hatten. So mussten wir unsere ursprüngliche Idee bzw. Vorfreude, heute erstmals am Meer zu übernachten, aufgeben. Nun haben wir unser Zelt auf einer Wiese irgendwo nach Ljubitovica inmitten der Natur aufgestellt. Wahrscheinlich beginnt morgen schon bald die Abfahrt hinunter ans Meer. Darauf freuen wir uns bereits jetzt. Speziell am heutigen Sonntag war noch, dass wir in einigen Dörfern beobachten konnten (Dorfplatz, Restaurants), wie ein Lamm am Grillspiess gebraten wurde. Ein kleines Sonntagsfestmahl, welches auch unseren Augen und Riechsinne nicht verborgen blieb. Ebenfalls haben wir heute die ersten Touren-Biker (aus Polen) angetroffen, sie fuhren jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Wie bereits gestern war das Verkehrsaufkommen bzw. das Verhalten der Autofahrer sehr angenehm. Das Trinkwasser war auch heute eher knapp, so dass wir bei einem Restaurant nachfragen mussten. Auch wild campen wäre auf der ganzen heutigen Route immer wieder möglich gewesen, brauchbare Plätze hat es in der Gegend genug. Dies wars für heute. Da mein Hunger durch das Schreiben nicht kleiner wird, endet hier der heutige Tagesbericht. Nun kochen wir uns eine grosse Portion Pasta.
15.06.2009 Ljubitovica – Baska Voda 100 km
Der heutige Fahrtag begann um 07.00 Uhr mit einer langen Abfahrt nach Trogir. Das war die Belohnung für den gestrigen Aufstieg. Von Trogir aus sahen wir dann gut auf die frühere „Lepra-Halbinsel“ Ciovo. Wir waren dann gespannt auf die Fahrt der Küste entlang und waren dann etwas enttäuscht, denn der Abschnitt Trogir – Split auf der Nebenstrasse war zwar flach, aber überhaupt nicht radelnswert. Wenig sehenswerte Orte, Autoabgase, Industrie und kaum freie Blicke zum Meer. Um die Stadt Split nördlich zu durchfahren, benötigten wir dann (wie fast immer bei grösseren Städten) einen kühlen Kopf, Mut und den Schutz von ganz oben. Die Strasse wurde mehrspurig (bis 4 spurig!), die Autos rasten blödsinnig schnell, und wir mussten dabei die Spuren wechseln... Glücklicherweise schafften wir es gesund und „nur“ mit 1 brenzligen Situation ans Ende der mehrspurigen Strassenführung. Bereits kurz nach Split begann dann eine schöne Küstenroute, eben im Verlauf und durch die Nähe zum Meer sehr schön zu fahren. Das Städtchen Omis versprühte dann als erste Küstenortschaft wirklichen Charme. Ab Omis gings dann regelmässig rauf und runter, bis dann sogar eine längere Steigung hinauf zur Verzweigung zum Dubci-Pass führte. Beim Aufstieg trafen wir auf 2 jüngere Franzosen, welche seit Januar und noch bis im September durch Europa biken; Genial! Dieser Streckenabschnitt der „Jadranska Magistrala“ (Nationalstrasse 8 bzw. Adriatische Küstenstrasse) erhöht über dem Meer war dann auch trotz des langen Aufstiegs eine wahre Augenweide. Die Strasse folgte dem felsigen, steilen Gebirgshang, das Meer vor Augen und ein wunderschöner Blick hinunter zu den Buchten, bis uns die Strasse wieder steil abwärts auf Meereshöhe brachte. Bei der ebenfalls schönen Ortschaft Baska Voda haben wir nun erstmals einen Campingplatz aufgesucht. Da wir bereits vor der Camping-Beschilderung ins Dorf hinunter fuhren, konnten/mussten wir auf einem Spazierweg entlang der Küste zum Campingplatz fahren und wurden so erstmals Zeuge der in teil Kroatien herrschenden FKK-Kultur. Da wir den Camp bereits um 13.30 Uhr erreichten, reichte es noch gemütlich für ein Bad im Meer. Die erste Dusche on Tour steigerte unser Wohlbefinden ebenso nochmals. Den Abend verbrachten wir dann mit einem Spaziergang ins Dorf und einem feinen Nachtessen in einem Restaurant am Strand. Hinter uns waren nochmals die markanten, steilen Berge sichtbar. Eindrücklich und schön dieser Anblick! Nun machen wir uns auf eine etwas unruhigere, da lautere Nacht hier auf dem Campingplatz gefasst.
16.06.09 Baska Voda – Bacina 51 km
Eigentlich hatten wir uns für heute einen halben Ruhetag vorgenommen. Doch da wir etwas länger schliefen, wir es generell heute etwas gemütlicher nahmen und dann dort wo wir gemäss einer unserer Strassenkarten einen Campingplatz erwartet hätten (Gradac) keiner war, wurde es bei einem Start um 09.45 Uhr doch noch 15.00 Uhr bis wir unsere Tagesetappe beendet hatten. Die Tour heute erstreckte sich vorwiegend auf der schönen Makarska Riviera (Name der 45 km langen Route zwischen Brela im Norden und Gradac im Süden). Schon nach einem kurzen Startabschnitt erreichten wir denn auch die Ortschaft Makarska, welche wir dann auch kurz besichtigten. Ein wirklich hübsches, touristisches Städtchen direkt am Meer mit vielen schmucken Restaurants, vielen Marktständen und einem kleinen Hafen. Danach gings entlang der Riviera immer wieder leicht auf und ab, aber fast dauernd inmitten der mächtig steilen Berge zur Linken bzw. dem Meer zur Rechten. Viele schöne Buchten konnten wir bestaunen, nicht immer aber war klar, wie man dort tief hinunter kommen kann... Auch wild campen wäre in Notfall in dieser Landschaft gut möglich. Unterwegs trafen wir auch noch 2 Biker an. Mit dem Einen, aus Wien stammend und primär von Insel zu Insel unterwegs bis Dubrovnik, kamen wir dann während einer kurzen Verschnaufspause auch ins Gespräch. Dann trafen wir in Gradac ein, wo eben eine unserer Strassenkarten einen Campingplatz zeigte. Wir hatten diese Ortschaft gewählt, weil es der letzte Campingplatz an der Küste gewesen wäre, bevor wir dann Richtung Bosnien und Montenegro ins Landesinnere fahren. Nach Konsultation der anderen Karte sowie Nachfrage im Dorf mussten wir dann aber zur Kenntnis nehmen, dass es in dieser Gegend keinen Campingplatz gibt. So fuhren wir gezwungenermassen weg vom Meer bergauf ins Landesinnere weiter bis zu den Bacinska jezera (Seen), wo unsere Karte den nächsten Campingplatz anzeigte. Nichtsahnend nahmen wir noch eine letzte Kurve um einen Hügel, als sich uns diese wunderschöne Gegend mit den vielen kleinen Seen umringt von Bergen zeigte. Wir fuhren dann rasant abwärts ins Dorf Bacina an den Seen, doch da teilte man uns mit, dass der Campingplatz erst im Juli öffnen würde... Ohne dies selbst zu überprüfen entschieden wir uns, trotzdem den Seen entlang zu fahren und dabei ev. eine freie Wiese zum wild campen zu finden. Und welch Freude; nach wenigen hundert Metern fanden wir eine hübsche, kleine Wiese direkt am See, allerdings auch sehr nah vor einem bewohnten Haus. So entschlossen wir gleich direkt bei dem Hausbewohner um Erlaubnis zu fragen eine Nacht zu campen und es wurde ohne grosse Ueberlegung und Mimik erlaubt. Da wir nicht sicher waren ob uns dieser ältere Herr wirklich verstanden hatte, fragten wir auch noch einen jüngeren Bekannten. Als auch dieser keine Einwände hatte konnten wir endlich durchatmen. Mega toller Platz hier! Ein paar wenige Einheimische sonnen sich auf dieser schönen Wiese während der der Junge Mann sein kleines Boot frisch streicht. Ein paar Kinder schwimmen im See und geniessen das erfrischende Wasser. Uns wird nicht gross Beachtung geschenkt. Wir geniessen einfach diese wunderbare Sicht auf den See, die Ruhe und auch wir haben den Sprung ins erfrischende Wasser noch vor uns...
17.06.2009 Bacina (Cro) – Gornja Grabovica (Bos) 110 km
Nachdem wir gestern Abend unserem Körper noch etwas Abkühlung im Bacinska jezera gönnten und wir am späten Abend noch ein wahres “Frosch-Quack-Konzert” erleben durften, starteten wir heute bereits um 07.00 Uhr. Da unsere Magen aber noch leer waren, gabs bereits bei Ploce eine Frühstückspause. Gleich anschliessend zeigte sich uns das grosse Neretva-Delta, auf das ich schon sehr gespannt war. Denn hier mündet der Fluss Neretva, welcher im Südosten Bosnien-Herzegowinas entspringt, in das stark gegliederte, 196 km2 grosse Delta und dann ins adriatische Meer. Obwohl ich zunächst wenig beeindruckt war von dieser Landschaft, änderte sich dies später doch noch als ich diese riesige Fläche etwas erhöht aus anderer Perspektive zu sehen bekam. Vorher jedoch führte uns der Weg bei Opuzen nordwärts, definitiv weg vom Meer Richtung Metkovic an der Grenze zu Bosnien. Die Route verlief schön parallel zur Neretva. An der Grenze angekommen hiess es „Passport please“ und da waren wir also in Bosnien. Es ging weiter vorwiegend der Neretva entlang, allerdings war sie nicht mehr so häufig im Blickfeld der Strasse. Die erste Minarette zeigte sich und Lieferwagen voll mit Melonen sowie dutzende Stände mit Früchten und Gemüse prägten das Strassenbild. Ein frontal und seitlich starker Wind sorgte zudem den ganzen Tag nebst regelmässig überholenden Lastwagen für eine gewisse Konstante. Viele Tunnels, wobei die meisten unter 100 m Länge waren, sorgten wegen den Lastwagen für etwas Respekt. In Mostar, der grössten Stadt der Herzegowina machten wir dann eine längere Pause und wurden von der sehr schönen Altstadt positiv überrascht. Besonders beim Wahrzeichen Mostars, der „Stari most“ (Alte Brücke) drängten sich viele Besucher und wollten ein Foto der geschichtsträchtigen Brücke machen. Die Brücke wurde im Bosnienkrieg 1993 zerstört und dann zwischen 1996 und 2004 wieder aufgebaut. Die Brücke, welche über die den Fluss Neretva führt, verbindet den mehr bosniakisch geprägten Ostteil mit dem stärker kroatisch geprägten Westteil der Stadt. Heute soll die Stari Most ein Symbol für das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Völker in Mostar und Bosnien-Herzegowina sein. Beim Gang durch die schmalen Gassen der Altstadt zogen wir dann auch einige Blicke auf uns. Während wir dann in einem Restaurant etwas zu Essen (einheimische Cevapcici – Hackfleischröllchen) einnahmen, ertönte aus den entfernten Minaretten leise die Stimme des Muezzins. Als wir uns zur Weiterfahrt entschlossen, zeigte sich uns dann ausserhalb der Altstadt noch ein anderes Bild von Mostar. Links und Rechts der Strassen zeigten sich uns viele im Krieg zerstörten Gebäude. Hier wie vor wenigen Tagen in Kroatien überkam mich beim Anblick dieser Schäden schon ein etwas mulmiges, trauriges Gefühl. Einige km nach Mostar wurde das Landschaftsbild dann eindrücklich. Die Strasse führte uns zwischen steilen, hohen Berghängen der Neretva entlang, weiterhin mit kaum Steigungen. Lange Zeit sah es deshalb aus, dass in diesem engen Tal wild campen sehr schwierig sein würde. Doch dann entdeckten wir wenige km vor Gornja Grabovica (Hinweis: bevor die Autobrücke über den See Richtung Donja Dreznica führt) eine schmale Strasse hinunter zum Fluss. Die Frage dabei war nur, was der Sinn und Zweck des etwa 1,50 m hohen und mehreren Metern lange, unebene Steinhaufen auf der ganzen Breite der Strasse zu bezwecken hatte...? Zu zweit schoben wir unsere Fahrräder über das Gesteine und fanden prompt unten am Fluss eine etwas verwilderte Wiese, wo wir schliesslich umgeben von hohen Bergen und nur wenige Metern entfernt vom Fluss unser Zelt aufstellen konnten. Auch jetzt gerade windet es noch eher stark, trotz Wolken aber ist es weiterhin trocken. Hoffen wir dass es so bleibt und geniessen weiterhin dieses herrliche Panorama um uns herum.
18.06.2009 Gornja Grabovica – Sarajevo 90 km
Während der Nacht regnete es mehrmals, am Morgen dann aber wars glücklicherweise trotz Bewölkung wieder trocken. Nachdem wir uns von unserem „Flussweg“ wieder hinauf zur Hauptstrasse bewegten, wurden wir noch von 2 wild kleffenden Hunden bedrängt. Glücklicherweise wie bisher immer auf Touren ohne Folgen. Mit einem kleinen Schrecken konnten wir dann also gegen 07.15 Uhr wach Richtung Sarajevo fahren. Die Route blieb entgegen unserer Erwartung vorerst eher eben. Der Lastwagenverkehr blieb noch bis Jablanica mässig stark. „Probleme“ machten nun eher die nun länger werdenden Tunnels. Die schmalen Trottoirränder im Tunnelinnern nahmen wir so gerne zum Anlass, darauf zu fahren oder bei zu grossen Unebenheiten bzw. Löchern die Velos zu schieben (Tunnel auf Passhöhe). Nach Jablanica erreichten wir den sehr schönen Jablanicko Jezero (See). Die Strasse verlief dabei schön direkt dem See entlang und sogar 2 Campingplätze waren ausgeschildert (Anfang und Ende See). Dann, nach der Ortschaft Podorasac begann der von uns früher erwartete Passaufstieg. Mit einer Steigung von 9 % strampelten wir passaufwärts, während die grossen Lastwagen im Schritttempo (!) abwärts fuhren. Da die Auffahrt 2-spurig verlief, hatten wir bzw. die Auto- und Lastwagen viel Platz zum überholen, was uns sehr entgegen kam. Obwohl wir bis zu diesem Zeitpunkt relativ viele Pausen machten (Kaffee trinken, Gespräch mit Personen an der Tankstelle), erreichten wir bald nach Mittag die Passhöhe des Ivan sedlo auf 959 m.ü.M. Die letzten ca. 600 m durch einen Tunnel liefen wir dabei unserer Gesundheit zu Liebe auf dem schmalen Rand im Tunnel. Die Abfahrt nach Sarajevo endete dann gegen 15.00 Uhr beim Campingplatz direkt vor der Stadt. Hier muss ich kurz eine Story erzählen: Nach dem wir das Zelt aufgestellt hatten und ich gerade dabei war die Fahrräder abzuschliessen, hörte ich plötzlich Schreie aus unserem Zelt. Rebi...? In ihrer Velotasche entdeckte sie eine ca. 30 cm lange Schlange, die sich wohl gestern über Nacht den Weg in ihre Tasche gesucht hatte... Wir kehrten die Tasche schliesslich um und liessen die Schlange zischend davonschleichen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir von anderen Campingbesuchern keine Schreie vernommen... Nach diesem Schreck entschlossen wir uns, trotz Müdigkeit noch für unsere 1.Kleiderwäsche (Handwäsche) und anschliessender Besichtigung der Altstadt von Sarajevo. Die Fahrt mit dem Tram dauerte fast 50 min und war ein Thema für sich. Fast wie auf einer Freizeitbahn schüttelte und rüttelte es uns richtig hin und her, die Tür gleich neben mir öffnete sich dabei immer wieder wegen den abrupten Bewegungen. Aber es machte Spass; andere bezahlen schliesslich Geld für ein solches Gefühl... Beeindruckend war auch die Umgebung: Von riesigen (eher hässlichen) Wohnblöcken, zu neuen bunten und modern wirkenden Bauten, dazwischen aber auch zerstörte, bombardierte Gebäude. Die Altstadt selber ist eher klein, aber sehr fein und multikulturell mit vielen kleinen Restaurants und Läden. Eine pulsierende, lebendige Stadt und die Menschen scheinen trotz unterschiedlichen Religionen und Kulturen gut miteinander leben zu können. Wie mir zu diesem Thema (Krieg, Konflikte) gestern ein Einheimischer erzählte, sind/waren nicht die Bürger das Problem, sondern das Militär bzw. die Politik. Nun haben wir also die mehrfach empfohlene Route Mostar – Sarajevo hinter uns gebracht. Vor allem der südliche Teil des Passes war häufig wunderschön und der Verkehr gut aushaltbar. Zum Schluss noch ein Vermerk zum Thema Essen im Restaurant: Wir gönnten uns bisher zweimal (in Mostar und Sarajevo) ein Essen; die Portionen, vor allem die Fleischmengen sind riesig! (ca. 3 mal soviel Fleisch wie in Schweizer Restaurants). Kostenpunkt für 2 Menus mit Gegrilltem, 2 Salate und 2 Getränke 20 – 25 BAM (= ca. CHF 20.00). Mega!
19.06.2009 Sarajevo – Brod 73 km
Das war wieder ein toller Tag heute! Zunächst hatten wir am Morgen zwar etwas Mühe in die Gänge zu kommen, aber dies lösten wir damit, dass wir erst nach einem gemütlichen freien Morgen den Campingplatz verliessen. Wir starteten also gegen 12.00 Uhr bei warmem, sonnigem Wetter Richtung Süd-Osten (Hauptstrasse 18), welche uns dann morgen nach Montenegro führen sollte. Ueber diese heutige Etappe hatten wir absolut keine Infos (Verkehr, Landschaft etc), deshalb hatte ich mich schon mal auf eine eher unspektakuläre Etappe eingestellt. Welch Irrtum! Die Route Sarajevo – Brod war ein kleiner Leckerbissen. Kaum Verkehr, eine Fahrt durch ländliche Dörfer, wenig Zivilisation, Wälder und Hügel... Bis zur Passhöhe des Rogoj-Passes auf 1163 m.ü.M. bewältigten wir zwei grössere Aufstiege, dazu begegneten wir einem einsamen, ganz winzigen weissen besitzerlosem Hündchen, welches ganz scheu versuchte, uns beim Aufstieg zu folgen. Oben auf der Passhöhe stand nur ein grosses Denkmal mit Namen, Geburts- und Todesjahr vieler 1992 während des Krieges verstorbenen Menschen. Einige von Ihnen waren da gerade mal 20 jährig... Die Passabfahrt war dann ein Knüller: Unverändert tolle Landschaft und eine Abfahrt die dauerte, dauerte... Bereits die morgige Tour über das Durmitor-Gebirge von Montenegro im Hinterkopf, löste diese lange Abfahrt nebst dem Fahrspass gleichzeitig etwas Unbehagen aus. Dann wurden wir sogar noch mit einer sehr schönen Fahrt durch eine Schlucht belohnt, auch diese Abfahrt dauerte wieder... Als es dann wieder mal eben weiterging und einige Häuser sichtbar wurden, sprang dann auch noch ein junges Reh aus einem Vorgarten heraus bis fast auf die Strasse. Jugendliche Bewohner konnten das junge Reh aber gerade noch einfangen. Gegen 17.00 Uhr kehrten wir noch in einem Restaurant ein und assen mal wieder das einheimische Menu Cevapici. Hier benütze ich auch erstmals auf dieser Tour ein Steh-Kloh. Rebi allerdings hatte dieses Vergnügen bereits vor dem heutigen Tag in Bosnien kennengelernt. Kurz vor der Ortschaft Brod haben wir gegen 18.30 Uhr auf Nachfrage neben einem Haus direkt am Bach und umgeben von Bäumen das Zelt aufgestellt. An einem Kirschenbaum durften wir uns sogar bedienen. Nebst tollen Landschaften erlebten wir heute vermehrt Ortsschilder in kyrillischer Schrift. Im Süden Bosniens war dies kaum mehr zu sehen bzw. auf der Tafel zugesprayt worden. Nun geniessen wir die Ruhe am Bach und schauen etwas kritisch dem Aufstieg morgen Richtung Durmitor Gebirge entgegen. Aktuell schätzen wir noch auf einer Höhe von etwa 200 m.ü.M. Die 2 Pässe morgen des Nationalparks liegen auf über 1900 m.ü.M....
20.06.2009 Brod (Bos) – Trsa (Montenegro) 61 km
Welcome in Montenegro. Das war erneut ein Super Tag. Mega tolle Route, aber auch super anspruchsvoll! Um 08.10 Uhr starteten wir mit noch leeren Mägen, deswegen machten wir noch in Brod eine gemütliche Frühstückspause. Danach wechselten wir die Flussseite für die ca. 26 km lange Strecke zur Grenze. Diese Streckenabschnitt (man kann kaum glauben dass man sich auf einer Hauptstrasse befindet) war bereits sehr schön, erneut entlang einer Schlucht, kaum Verkehr mit einem gleichmässigen Anstieg bis wir schliesslich hoch erhoben über dem Fluss Drina waren. Ganz nach dem Motto „wie gewonnen so zerronnen“ gings dann aber schon wieder rasant abwärts zur Ortschaft Hum, vorbei an einem Campingplatz wo auch River-Rafting angeboten wird. Zwischen dem Zoll von Bosnien und Montenegro überquerten wir dann eine einfach Holzbrücke, welche über die Tara führte. Und wie erwartet, kaum in Montenegro, begann auch schon ein 10 km langer mit 7% Gefälle ausgewiesener Aufstieg zum Piva-See (Stausee). Dort angekommen gings in wunderbar fjordähnlicher Landschaft (vergleichbar mit Norwegen!) dem 20 km langen Piva-See entlang, die Berge ragten beidseitig empor (erstmals Schnee auf den Spitzen sichtbar) und die vielen kurzen Tunnels gaben uns dabei immer wieder eine willkommene Abkühlung. Kurz vor Pluzine bog dann ein etwas sonderbar dunkler Tunnel links ab und eine Strassentafel kündigte uns an was folgt: Ein Anstieg mit 10% Gefälle! Diese schmale, aber asphaltierte Strasse war ein Erlebnis! Denn genau diesen steilen Berg, welchen wir unten am Piva-See noch bestaunt hatten, gings nun imponierend steil und rasant aufwärts. Kurvenreich, steil, auf der Strasse lagen immer wieder Steine von Steinschlägen gings Stück für Stück aufwärts, dabei immer wieder durch kleine Tunnels, der Piva-See wurde immer kleiner... Hier trafen wir auch auf 3 Polen by Bike, welche gerade noch die Abfahrt genossen und uns für den Aufstieg viel Glück wünschten... Ihre Route führte sie weiter nach Serbien. Als der imposante Aufstieg geschafft war, führte uns die Strasse weiter ost- und aufwärts nach Trsa. Endlich dann zeichnete sich ein Ende ab, die Landschaft wurde breiter, bis sich uns schliesslich bei Trsa eine wunderschöne Hochebene präsentierte. Wow...! Die letzten ca. 500 m hinauf zum „Bergrestaurant“ wurden wir zu unserer Ueberraschung von einem Kamera-Team gefilmt. Oben im Restaurant wurden wir dann vom serbischen TV, welche gerade hier oben waren und versuchen das Land touristisch besser zu vermarkten, um ein Interview gebeten. Auch andere, jedoch organisierte und geplante Gäste wurden in ihrem Element gefilmt und interviewt. Angeblich ist die Ausstrahlung des Zusammenschnitts auf September 2009 im serbischen TV geplant. Nachdem wir unseren Energiehaushalt mit etwas zu Essen wieder hergestellt hatten, schlugen wir unser Zelt erneut wild direkt neben einem Haus mit Restaurantbetrieb auf mit herrlichem Blick auf die naturbelassene Hochebene. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und zuvorkommend, nur ein kleiner weisser Welpe bringt uns mit seinem Spieltrieb etwas aus der Ruhe. Seit 2 Tagen fahren wir nun auf fast einsamen, landschaftlich wunder schönen Routen. Auf den heutigen 60 km gabs keine Einkaufsmöglichkeit (letzte in Brod). Für die Fahrt über das Durmitor-Gebirge mit den 2 Pässen hatten wir heute keine Kraft mehr. Morgen ist ja auch noch ein Tag.
21.06.2009 Trsa – Zabljak 36 km
Heute regnete es bereits in der Nacht, ebenso am Morgen und überhaupt praktisch den ganzen Tag. So liessen wir uns mit dem Aufstehen Zeit und gönnten uns in der bewirteten Hütte neben dem Uebernachtungsplatz noch ein einheimisches Frühstück (Spiegeleier, Brot, salzige Butter, Ziegenkäse, Speck, Kaffe und Tee). Wir fühlten uns sehr wohl hier, die Leute waren sehr gastfeundlich und nett. Auch gestern Abend diskutierten wir noch lange mit Daniel (Sohn des Hüttenwartes), spielten mit seiner 2 jährigen Schwester sowie dem aktiven spielfreudigen Welpen. Um 10.15 Uhr starteten wir dann aber trotz Nebel und Regen zu unserer Kurz-Tour hinüber über die zwei Pässe nach Zabljak. Die Landschaft hier im Durmitor Gebirge war atemberaubend schön, die Strasse asphaltiert und diese Ruhe zwischen den Berggipfeln, welche höchstens durch die Schaf- oder Kuhherden unterbrochen wurde. Dieses Landschaftsbild erinnerte mich denn auch stark an die schottischen Highlands (sogar das Wetter passte...). Nachdem wir den ersten Pass, den Prijespa auf 1884 mü.M. überquert hatten, folgte kurz später auch der zweite Pass; der Sedlo auf 1908 m.ü.M. In dieser Gegend zeigten sich dann auch tatsächlich noch ein paar wenige schneebedeckte Stellen seitlich den Strassen. Auch der Bobotov kuk, der höchste Berg Montenegros mit 2523 m.ü.M. konnten wir erblicken. Nachdem wir einen Hirten um ein Erinnerungsfoto auf der Passhöhe gebeten hatten, folgte die Abfahrt hinunter nach Zabljak, welche wir wegen Kälte und Nebel nicht in vollen Zügen geniessen konnten. Erneut vorbei an Schafen und Kühen erreichten wir bald das vor allem im Winter wegen dem Skifahren touristische Zabljak. Trotz Nebel und Kälte war nicht zu übersehen, wie aktuell gerade hunderte (!) Hütten und Häuser gebaut werden, welche vor allem dem Tourismus gedacht scheinen. Im Dorf erkundigten wir uns bei der Touristen-Info nach einer günstigen „Sobe“. Für 10 Euro / Person erhielten wir dann ein Zimmer. So konnten wir wieder mal Duschen, unsere Sachen (Zelt etc) trocknen lassen und uns wieder etwas aufwärmen. Nach 2 Tagen mit sehr vielen Höhenmetern in den Beinen sind wir froh, dass wir uns heute nur für diese kurze Route (mit 2 Pässen) entschieden haben. Nun sind wir gespannt wies weiter geht, landschaftlich wie auch wettermässig...
22.06.2009 Zabljak – Babljak (bei Kolasin) 90 km
Nach einem wunderbaren Schlaf in unserer „Sobe“ starteten wir um 09.30 Uhr einen weiteren Tourtag. Leider regnete es auch heute wieder in regelmässigen Abständen, die Sonne dagegen sahen wir kaum. Auch kühl wars noch in der Höhe. Von Zabljak gings erwartungsgemäss vorwiegend abwärts zur ca. 24 km entfernten Tara-Brücke. Die Tara Schlucht ist Europas längste und tiefste Schlucht und gehört (nebst der Colorado-Schlucht USA, dem Colca-Tal in Peru und einigen asiatischen Schluchten) zu den grössten Schluchten der Welt. Allerdings ist die Tara Schlucht kaum zugänglich und somit nicht jenes Highlight das sich viele erwarten. Aber trotzdem, wer Montenegro besucht, sollte die Chance wahrnehmen und von der Tara Brücke aus die Schlucht ansehen. Eine einzige andere Möglichkeit wäre nämlich nur noch by River-Rafting direkt auf der Tara. Nach ein paar Fotos fuhren wir entlang der Tara flussaufwärts Richtung Mojkovac. Nach ein paar auf und abs und erneut wenig Verkehr erreichten wir Mojkovac, wo wir noch etwas bosnisches Geld in Euro wechseln konnten und uns ein Mittagessen gönnten. Die Weiterfahrt Richtung Kolasin war dann wieder von stärkerem Gegenwind geprägt und auffällig war, dass erstmals seit der Tagesroute nach Sarajevo (am 18.06.2009) wieder eine normale Anzahl Fahrzeuge unterwegs waren. Dies bedeutet, dass wir jetzt über 200 km ruhige, teilweise fast einsame Routen erleben durften! Bei einem Einkauf kurz vor unserem Uebernachtungsplatz kamen wir auch erstmals mit vielen neugierigen Kindern in Kontakt, die uns umzingelten und von Helm bis Velo und Gepäck alles genau anschauten bzw. anfassten und Rebi viele Löcher in den Bauch fragten.. Wir hatten dann eigentlich noch vor einen Teil des vor uns liegenden Passes auf 1045 m.ü.M. in Angriff zu nehmen, aber der Regen wurde wieder stärker und so bevorzugten wir es die heutige Etappe möglichst trocken zu beenden. Hinter der Strasse haben wir ein Stück Rasen entdeckt, wo wir bis morgen früh bleiben werden. Nichts speziell schönes, aber es tuts bis morgen.
23.06.2009 Babljak – Cetinje 105 km
Regentag Nr. 3 in Folge. So packten wir unser nasses Zelt und starteten im Regen-Vollschutz Tenue gegen 07.30 Uhr in Erwartung eines harten Passaufstiegs. Doch zu unserer grossen Ueberraschung dauerte der Aufstieg nur noch eine ganz kurze Zeit, so dass wir mit einem Lächeln den auf 1045 m.ü.M. gelegene Crkvine-Pass erreichten. Und was folgte war noch besser; eine lange Abfahrt welche schlussendlich in der Hauptstadt Montenegros in Podgorica endete. Speziell zu erwähnen gilt, dass die Stadt in einer weiten Ebene auf bloss 45 m.ü.M. liegt und unsere Abfahrt also 1000 Höhenmeter betrug. Auf diesem Weg fuhren wir wieder durch eine imposante Schlucht entlang dem Fluss Moraca. Steile, imposante Felswände, kurze Tunnels, Wasser welches von den teils überhängenden Felsen auf uns prasselte, aber auch Fahrzeuge die uns durch die Wasserlachen voll spritzten gehörten zur Geschichte dieses Tages. Wir besuchten auch die schöne Anlage des orthodoxen Klosters Moraca, welches 1252 gebaut wurde und eindrückliche Gemälde und Fresken zeigt. In Podgorica assen wir dann zu Mittag und machten uns auf Richtung Cetinje, wodurch wieder ein Aufstieg auf über 600 m.ü.M. nötig wurde. Da morgen nochmals ein letzter Pass vor uns liegt, konnten wir so bereits einige Höhenmeter bewältigen. Nun sind wir gespannt auf die Bucht von Kotor.
24.06.2009 Cetinje – Herceg Novi 68 km
Um 07.30 Uhr starteten wir in Cetinje auf 669 m.ü.M. mit dem Wissen, den letzten Pass unserer diesjährigen Tour direkt vor uns zu haben. Der Start glückte insofern, dass wir wieder mal bei trockener Witterung abfahren konnten. Für den restlichen Tag wars dann bei geschätzten 18 Grad wechselhaft mit Sonnen- und leichten Regenabschnitten. Die Passstrasse war dann auch sehr angenehm und schön zu fahren. Auf der schmalen Strasse mit kaum Verkehr gings kurvenreich hinauf bis wir den Cekanje-Pass auf 1006 m.ü.M. erreichten. Darauf folgte eine kurze Abfahrt zu einer grösseren Hochebene, welche durch ein paar Dörfer führte und uns dann erneut zu einem kurzen Aufstieg auf 900 m.ü.M. zwang, bevor wir schliesslich den sagenhaften Anblick der Bucht von Kotor geniessen durften. Von da an gings mit einer herrlich langen Abfahrt und einem einmaligen Panorama runter nach Kotor auf Meereshöhe. Dabei trafen wir seit längerem wieder auf andere Touren-Biker (2 Paare). Zufall war es auch, als wir unten vor der Altstadt Kotors die 3 Polen angetroffen haben, welche wir bereits am 20.06.2009 vor dem Aufstieg zum Durmitor-Gebirge angetroffen hatten. Wir besuchten dann die hinter Stadtmauern und vor einem Berg gelegene Altstadt. Natürlich ging es hier ziemlich touristisch zu und her, aber die verwinkelten Gassen, historischen Bauwerke, die einzigartigen Stadtmauern (bis auf 260 Höhenmeter am Berg), aber auch die vielen Restaurants hatten wirklich Charme. Für die Weiterfahrt nahmen wir dann auf Anraten anderer Biker das innere, enge Küstensträschen via Prcanj nach Lepetani. Eine äusserst gute Wahl: nur wenig Verkehr, einen nette, leicht holprige asphaltierte Route nahe der Häuser und direkt dem Meer entlang. Bei Lepetani schifften wir dann mit der Autofähre (by Bike gratis) zur anderen Uferseite nach Kamentari. Gerade noch bevor der Regen wieder einsetzte, konnten wir um 16.00 Uhr beim Campingplatz nach Zelenika unser Nachtlager aufstellen. Obwohl unsere Vorfreude auf eine gemütliche Dusche enttäuscht wurde (nur Kaltwasser unter freiem Himmel), tat die kurze, kalte Dusche gut. Dies war der letzte Bericht aus Montenegro. Morgen geht’s „zurück“ nach Kroatien.
25.06.2009 Herceg Novi (Montenegro) – Dubrovnik (Kroatien) 55 km
Die offiziell letzte Etappe unserer Bike-Tour 2009 war eine der wenigen bzw. die einzige unspektakuläre Route. Hervorzuheben gibt es trotzdem, dass wir endlich wieder mal einen regenfreien Tag geniessen durften. Jetzt gegen Abend gewittert es jedoch bereits wieder hinter den Bergen in nächster Nähe. Der Grenzübergang Montenegro – Kroatien verlief wie bisher alle Grenzübergänge problemlos. Doch auch zum Schluss hatten wir nochmals einige auf und abs zu bestehen, welche unsere Oberschenkel nochmals beanspruchten. Dann wenige km vor Dubrovnik konnten wir endlich mal (bewusst) das offene Meer (ohne Inseln davor) bestaunen. In Dubrovnik konnten wir nun zum Tour-Schluss noch den 1000-Tour-km „feiern“. Auf dem Campingplatz der Stadt nahe des Meers machen wir nun erstmals Pause, der 1.Ruhetag der Tour steht also an. Dann werden wir uns die Altstadt Dubrovniks ansehen und möchten natürlich nochmals am Strand die Beine hochlagern. Uebermorgen (Samstag) geht’s dann mit dem Express Bus nach Split, wo wir dann die 2 übrigen freien Tage mit Sightseeing in Trogir und Split nützen möchten. Geplant ist dazu die Uebernachtung auf dem Campingplatz zwischen diesen beiden Städten direkt beim Flughafen. Am Dienstag, 30.06.2009 fliegen wir dann zurück in die Schweiz. Nun hoffen wir also auf ein paar erholsame Ferientage. Das wars von der Tour 2009 durch Kroatien, Bosnien und Montenegro.
Route
Unsere Route im Jahr 2009
Datum | Strecke | Distanz | Fahrtag | Nacht |
12.06.2009 | Busfahrt nach Kroatien (nähe Zadar) | |||
13.06.2009 | Sveti Rock - Kistanje | 80 km | 11.30 - 18.30 Uhr | wild |
14.06.2009 | Kistanje - Ljubitovica | 86 km | 08.30 - 19.00 Uhr | wild |
15.06.2009 | Ljubitovica - Baska Voda | 100 km | 07.00 - 13.30 Uhr | Camping |
16.06.2009 | Baska Voda - Bacina | 51 km | 09.45 - 15.00 Uhr | wild |
17.06.2009 | Bacina - G.Grabovica (BOS) | 110 km | 07.00 - 17.00 Uhr | wild |
18.06.2009 | G.Grabovica - Sarajevo | 90 km | 07.15 - 15.00 Uhr | Camping |
19.06.2009 | Sarajevo - Brod | 73 km | 12.00 - 18.30 Uhr | wild |
20.06.2009 | Brod - Trsa (MNE) | 61 km | 08.10 - 16.00 Uhr | wild |
21.06.2009 | Trsa - Zabljak | 36 km | 10.15 - 14.00 Uhr | Zimmer |
22.06.2009 | Zabljak - Babljak | 90 km | 09.30 - 18.00 Uhr | wild |
23.06.2009 | Babljak - Cetinje | 105 km | 07.30 - 17.30 Uhr | wild |
24.06.2009 | Cetinje - Herceg Novi | 68 km | 07.30 - 16.00 Uhr | Camping |
25.06.2009 | Herceg Novi - Dubrovnik (CRO) | 55 km | 07.30 - 12.00 Uhr | Camping |
26.06.2009 | Ruhetag (Besichtigung Dubrovnik) | |||
27.06.2009 | Busfahrt nach Split | 15 km | Camping | |
28.06.2009 | Ruhetag (Besichtigung Trogir) | |||
29.06.2009 | Ruhetag (Besichtigung Split) | |||
30.06.2009 | Rückflug Split - Genf | |||
Total | 1020 km |
Fotos
Kroatien, Bosnien & Montenegro 2009
Start der Tour im Hinterland von Kroatien
Aufstieg zum Prezid Pass
Herrlicher Blick zur Krupa
Schotterweg zum Klanac Pass
Bilder zwischen Medvida und Kistanje...
Start zum 2.Tourtag
Kistanje nach Ljubitovica
Krka Fälle bei der Skradinski buk
Bald gibts zu Essen...
Jadranska Magistrala (Ljubitovica - Baska Voda)
Baska Voda - Bacina
Makarska
Bacinska Jezera
Neretva Delta (Bacina - Gornja Grabovica)
Grenze zu Bosnien
Route Gornja Grabovica nach Sarajevo
Die Strasse führte schön entlang der Neretva
Mostar rückt näher...
Die Altstadt von Mostar
Stari most - Das Wahrzeichen der Stadt
ein anderes Bild aus Mostar...
Schöner Uebernachtungsplatz an der Neretva
Abendessen um 19.45 Uhr
schöne Gegend zwischen Mostar und Sarajevo
Jablanicko jezero
Passaufstieg zum Ivan sedlo
Ankunft in Sarajevo
Route Sarajevo nach Brod
Einfach mal absitzen und auftanken
Er versuchte uns zu folgen, vergebens...
Schulgelände
Hauptstrasse zur Grenze Montenegros
noch 2-3 km bis zur Grenze
Gleich nach der Grenze der Aufstieg zum Pivasee
Route nach Trsa
Auf dem Weg passierten wir viele solcher Tunnels
Aufstieg Teil 1 geschafft - Der Piva See
es folgte ein weiterer (sehr knackiger) Aufstieg den Berg hoch
Blick zurück zum See
diese Route hatten wir bereits hinter uns gebracht
dann folgte eine herrliche Hochebene um Trsa - Glücksgefühle!
gibts schöneres...?
Freundliche Gastgeber, Daniel mit seiner Mutter und der kleinen Schwester
Route Trsa - Zabljak
Aufstieg zu den Pässen des Durmitor Gebirges
Ausser uns hatte es nur noch Schafe und Kühe
Sedlo Pass auf 1908 m.ü.M.
Route Zabljak nach Babljak
Tara Brücke
Blick zur Tara Schlucht, der längsten und tiefsten Schlucht Europas!
neugierige Genossen...
Route Babljak nach Cetinje
Tiefebene um Podgorica auf 45 m.ü.M.
Aufstieg zum Cekanje Pass auf 1006 m.ü.M.
Es zeigt sich langsam die Bucht von Kotor
Altstadt von Kotor
Wallfahrtskirche "Maria vom Felsen" bei Kotor
Von Kotor gings wieder zurück nach Kroatien Richtung Dubrovnik
Ankunft in Dubrovnik (CRO)
Franjo-Trudman-Brücke bei Dubrovnik
Burg Kamerlengo in Trogir - Die Tour endete dann in Split
Tagebuch 2015
Vorwort:
Ein weiteres mal führt mich eine Fahrradtour in den Südosten Europas, nämlich nach Serbien. Die Nachbarländer Serbiens habe ich in drei verschiedenen Touren bereits besucht, nun bin ich natürlich sehr gespannt, was für Landschaften, Menschen und kulturelle Unterschiede ich in Serbien erleben werde. "Ist denn Serbien nicht gefährlich?" - wurde ich mehr als einmal gefragt... Ob diese Meinung / Vorurteil von den gelegentlichen politischen Unruhen im Süden Serbiens an der Grenze zum Kosovo herkommen, weiss ich nicht. Ich erwarte jedoch keine speziellen Gefahren, ausser die üblichen welche es in jedem Land auf dem Fahrrad gibt. Eine Woche haben wir also Zeit, den Süden & Westen Serbiens kennen zu lernen, dort erwarten uns hoffentlich schöne Landschaften und ein paar hohe Gebirge mit schönen Tälern. Da es Ende April noch wettermässig unbeständig ist, wünschen wir uns natürlich ein paar trockene und möglichst sonnige Tage, ganz einfach weil dann das Fahrradfahren durch die klareren Farben der Landschaft einfach mehr Spass macht als wenn alles nur grau erscheint. Gespannt bin ich, wie wir den Passübergang vom Kosovo nach Montenegro bewältigen werden, wird dort noch Schnee liegen? Ist der Pass überhaupt fahrbar im April auf fast 1800 m.ü.M.? Lassen wir uns überraschen von dieser Tour und hoffen, dass wir unbeschadet und mit vielen schönen Eindrücken zurückkehren werden.
24.04.2015 Pristina (nähe Flughafen) - Rozaje (MNE) 125 km
Gestern Abend kamen wir per Flugzeug in Pristina an. Die ca. 2 km lange Fahrt auf der Flughafenstrasse war insofern spannend, weil es ohne Strassenbeleuchtung stockfinster war und der Strassenverlauf nur erschwert erkennbar war. Erst die Hauptstrasse war dann wieder normal beleuchtet. Das Hotel war nur wenige km vom Flughafen entfernt. Der jüngere Mann an der Reception wusste zwar nichts von unserer Buchung, dafür konnte ihm Joel den Wunsch eines Fotos zusammen mit dem Liegerad erfüllen. Das Abendessen schmeckte dann vorzüglich und war erst noch sehr günstig (1,75Liter Wasser, 1 Rumpsteak, Poulet-Curry, 2x Salat für 18 Euro...!)
So starteten wir heute Morgen um 08.00 Uhr auf ca. 600 m.ü.M. bei bedecktem Himmel und ca. 13 Grad zur Tour, um (nochmals) den Kosovo und neu Serbien zu entdecken. Wir entschieden uns vorweg die direkte Route auf der Hauptstrasse 9 westwärts zu nehmen, auch wenn diese zunächst noch doppelspurig verlief, denn unser Ziel war es, am Tagesende den Kula-Pass bewältigt sowie Montenegro erreicht zu haben. Auf der mit 100 km/h ausgeschilderten Strasse kamen wir auf dem Pannenstreifen fahrend von Beginn an sehr gut voran und nach ca. 1 Stunde Fahrzeit nahm der Verkehr auch merklich ab und die Strasse wurde wieder einspurig. Praktisch während der ganzen Fahrt westwärts durften wir dabei die schön verschneiten Berge Richtung Albanien & Montenegro bewundern, ansonsten war die Szenerie jedoch eher unspektakulär. Bis Pec fuhren wir durch eine grüne Ebene und fuhren an vielen Tankstellen, Restaurants, sehr vielen kleinen Auto-Werkstätten mit vielen Auto-Wracks / Import-Autos vorbei. Schöne Dörfer entlang dieser Strasse gab es keine. Lebendiges wie ein paar Hunde, einzelne Kühe, Schafe oder Hühner gabs natürlich auch zu sehen. Trotz der landschaftlich wenig berauschenden Fahrt fühlten wir uns auf der Strasse sicher und willkommen. Viele Leute oder Automobilisten winkten und riefen uns zu oder hupten uns wohlgesinnt mit einem Lächeln im Gesicht entgegen. Die Strassen waren durchwegs sehr gut asphaltiert, schade war nur der viele Abfall entlang dieser Strassen. Mit diesen ersten Eindrücken machten wir nördlich von Pec (520 m.ü.M.) , unmittelbar beim Beginn des Passaufstiegs, gegen 12.00 Uhr eine Mittagspause. Danach folgte der mit Spannung erwartete Aufstieg zum Kula Pass, wo fast 1300 Höhenmeter zu bewältigen sind. Bis zum Grenzposten vom Kosovo war der Aufstieg mit max. 9% noch relativ angenehm und ausser ein paar langsam abwärtsfahrenden Holz-Trucks aus Montenegro war der Verkehr überaus gering. Die folgenden 10 km bis zum Zoll von Montenegro hatten es dann aber in sich. Nicht nur die Schneefelder entlang der Strasse nahmen zu, sondern auch die Steigungen, so wurde unser Ergeiz auch mal besiegt und das Fahrrad musste halt gestossen werden. Das Landschaftsbild dagegen wurde je höher je interessanter und wir entdeckten sogar 2 Rehe am gegenüberliegenden Hang. Oefters waren aber auch viele, auch grössere Steine durch Steinschlag auf der Fahrbahn. Die Passhöhe erkannten wir wenn überhaupt höchstens an den Schneemassen, eine Kennzeichnung fehlte gänzlich. So erreichten wir nach einer kurzen Abfahrt den 2.Grenzposten. Bei nun doch grösserer Kälte fuhren wir dann rasant abwärts, wobei es mir persönlich erst wieder Spass machte, als meine Finger in tieferer Lage wieder auftauten... Schade eigentlich, denn die Landschaft hier in Montenegro mit den dichten Tannenwäldern wäre allemal ein Genuss. Acht geben mussten wir jedoch auch auf dieser Seite bezüglich Steinschlägen und Erdrutschen, welche öfters unsere Fahrt behinderten. Die Ortschaft Rozaje (1015 m.ü.M) bzw. das Hotel Aldi westlich der Stadt erreichten wir schliesslich gegen 18.30 Uhr. Während dem Abendessen im Hotel kamen wir dann in den Genuss eines musikalischen Leckerbissens. Etwa 20 (vorwiegend ältere) Männer hatten sich hier versammelt, um irgendetwas oder irgendjemanden zu feiern (Geburtstag...?). Dabei sangen sie immer wieder lautstark aber schön Volkslieder und erzählten dazwischen immer wieder lustige Geschichten, welche wir natürlich nicht verstanden... Ein wirklich tolles Erlebnis! Auch die Kosten waren für uns sehr erfreulich: Hotelübernachtung 30 Euro (inkl. Frühstück) - zum Abendessen 2 grosse Teller mit Fleisch & Gemüse für totel 8 Euro. Nun freuen wir uns auf morgen, wo wir im Verlaufe des Tages Serbien erreichen sollten.
25.04.2015 Rozaje (MNE) - Prijepolje (SRB) 120 km
Die gestern noch spontan beschlossene Routenänderung, neu von Rozaje weiter westwärts über Berane nach Prijepolje zu fahren, hat sich vollends gelohnt. Landschaftlich hat mich Montenegro einmal mehr beeindruckt & trotz der 120 km war die Anstrengung heute eher gering. Ab Rozaje gings zunächst schön angenehm dem Fluss entlang aufwärts und dann hinauf zum Tunnel Lokve auf 1336 m.ü.M. - das wars dann schon mit nennenswerten Aufstiegen für den heutigen Tag. Die Strasse folgte nun nämlich bis Berane dem Bachverlauf abwärts durch ein herrliches, schmales Tal mit schönen Tannenwäldern auf der Seite und verschneiten Bergen vor uns. Ab Berane (675 m.ü.M.) folgten wir dann der wunderschön, breiten Lim (Fluss) nordwärts, wobei die Strasse zwischen beeindruckend hohen Felswänden hindurchführte. Auch nach dem Grenzübergang nach Serbien änderte sich die schöne Landschaft nicht, denn bis nach Prijepolje (450 m.ü.M.) folgten wir weiterhin der schönen Lim. Gegen 16.00 Uhr fanden wir schliesslich das einzige Hotel des Städtchens, wo wir nach einigen Diskussionen und hin & her über den Preis, Frühstück inbegriffen oder doch nicht, wo dürfen wir das Fahrrad abstellen etc. doch noch eine Lösung / Bleibe fanden und für 35 Euro in diesem Appartment-Hotel übernachten konnten. Gut möglich, dass der Ursprung der Diskussion darin lag, dass am heutigen Samstag in diesem Hotel im Saal direkt unter uns eine Hochzeitsfeier stattfinden wird... Bereits ab 17.00 Uhr gaben die Musiker jedenfalls Vollgas... Den Abend verbrachten wir entsprechend ausserhalb des Hotels mitten im Städtchen, genossen für ca. CHF 8.00 2 Pizzas & 2 Getränke oder zum Dessert am Strassenrand 4 (kleinere) Kugeln Glace für umgerechnet CHF 1.20 (also CHF 0.30 pro Kugel..). Hier erleben wir erstmals, dass abends jung und alt noch unterwegs sind (etliche im Trainer, jung/alt/Mann/Frau/Kinder), das schöne Wetter geniessen, auf dem Sportplatz spielen junge Leute Volleyball, Basketball, wir sehen Leute Inline Skaten oder Mountain-Bike fahren; es herrscht eine wirklich gemütliche Atmosphäre hier. Um 21.20 Uhr sind wir dann wieder im Hotel und erleben für kurze Zeit einen Mix aus lauter Musik der Hochzeitsgesellschaft unter uns sowie des Muezzins von der Moschee in der Nähe. Trotzdem konnnten wir schliesslich gut einschlafen.
26.04.2015 Prijepolje - Bajina Basta 125 km
Die 3.Etappe dieser Tour war hügelig, aber landschaftlich reizvoll. Nur ganz kurz gings heute noch flussabwärts der Lim entlang, dann folgte bei kühlen Morgentemperaturen und erneut Sonnenschein der moderate Aufstieg mit immer wieder kurzen, ebenen Abschnitten nach Nova Varos (953 m.ü.M.). Es folgte eine kurze Abfahrt, vorbei am schönen Stausee (Zlatarsko jezero) und bei wenig sonntäglichem Verkehr folgten wir der Strasse nordwärts und hatten dabei immer wieder Aufstiege und Abfahrten um 6% - 7% zu bewältigen. Erst kurz vor der touristisch belebten Kleinstadt Zlatibor auf ca. 1250 m.ü.M. erreichten wir eine sehr schöne Hochebene. Es folgte erneut eine tolle Abfahrt , dann steuerten wir langsam mit hungrigem Magen westwärts Richtung Kremna zu. Gegen 13.15 Uhr bzw. 85 km und zig Höhenmetern in den Beinen fanden wir dann endlich ein Restaurant um unsere Energiereserven aufzufüllen und den weiteren Routenverlauf von heute zu besprechen. Wir hatten uns entschieden, heute noch bis Banjina Basta zu fahren, freuten uns aufs Essen bis die Teller vor uns lagen - oh nein - 3 (!) riesige Schnitzel und wenig Beilage und bei Joel waren es ebenfalls 3 (!) riesige Fleischrollen - natürlich ebenfalls mit wenig Beilage. Trotz Liebe zum Fleisch, daran hatte ich zu nagen.... Mit einem Magen voll Fleisch folgte dann ein weiterer, kleiner Aufstieg und wir erreichten das überraschend schön in einem Talkessel gelegene Kremna (822 m.ü.M.). Auf dieser Route heute erlebten wir erstmals mehrere Motorradfahrer und Wohnmobilfahrer, welche wie wir die landschaftlichen Highlights hier im Westen Serbiens mit dem Zlatibor Zlatibor-Gebiet & dem Tara Nationalpark erleben wollten. Ab Kremna folgte dann nochmals ein ca. 7 km langer, knackiger Aufstieg hinein in den Tara Nationalpark (ca. 1100 m.ü.M.). Hier fuhren wir durch schöne Wälder und erlebten auf der Abfahrt hinunter nach Bajina Basta auf 290 m.ü.M. nochmals eine herrliche Abfahrt mit hohem Spassfaktor und wunderschöne Ausblicke auf die hügelige Umgebung des Städtchens und der Drina (Fluss). Unten angekommen spürten wir sofort die deutlich milderen Temperaturen und auch die Vegetation war hier merklich fortgeschrittener als in den Gegenden der letzten Tage. Etwas ausserhalb der Stadt, dafür direkt wunderbar an der Drina gelegen, übernachten wir in einer Pension für 22 Euro inkl. Frühstück. Das Besitzer-Ehepaar lebte früher in der Schweiz, wodurch wir uns mal wieder länger in Deutsch unterhalten konnten. Mit der heutigen Etappe haben wir die Hügel Serbiens hinter uns gelassen, ab nun sollte es bis nach Belgrad etwas lockerer werden. Sind wir mal gespannt...
27.04.2015 Bajina Basta - Mali Zvornik 90 km
Zu unserer grossen Freude hielt das gute Wetter auch (unerwartet) heute noch an. Beim Frühstück kamen wir noch mit der ehemals in der Schweiz wohnhaften Besitzerin ins Gespräch. Auf meine Frage, weshalb man ausserhalb der Schweiz, also auch in Serbien, keinen Butterzopf anbietet bzw. kaufen kann, antwortet sie mir zwar nicht direkt darauf, erzählt aber, dass sie bei ihrer Rückkehr nach Serbien versucht hätten, ein paar Schweizer Menüs sowie Laugenbrot in ihrem Restaurant anzubieten. Doch die Leute hätten kein Interesse daran gehabt es zu probieren, weshalb sie das "Schweizer Sortiment" wieder aus ihrem Angebot entfernt habe. So starteten wir nach dem Frühstück gegen 09.00 Uhr zur nächsten Etappe. Diese führte uns heute gemütlich entlang der Drina, wobei der Fluss die natürliche Grenze zu Bosnien darstellt. Mit der Zeit wurden die direkten Fluss-Blicke seltener und die asphaltierte Strasse löchriger, dafür erhielten wir Einblicke in viele kleine Dörfer, z.B. entdeckten wir, dass die Gräber / Grabsteine häufig in den Gärten oder eigenen Feldern angelegt werden. Die hier vorwiegend als Kleinbauern tätigen Menschen beobachteten wir beim pflügen, bearbeiten und bepflanzen ihrer Felder & Aecker. Die Scheunen & Höfe waren sehr oft in brüchigem Zustand, wir sahen aber auch neuere, schöne Häuser mit kleinen Spielplätzen im Garten. Tiere waren primär Hühner, Schafe, Hunde (und 2 tote Katzen) zu sehen. Auf der ganzen Route über 90 km bis Zvornik gab es ein paar kleinere Lebensmittelläden und wenige Restaurants, in den Restaurants gab es jedoch nichts zu Essen. Wir passierten zudem einen grösseren Steinbruch, wo ein Förderband direkt über unsere Köpfe (über die Strasse) verlief. Dabei winkten uns freudig von hoch oben vom Steinbruch einige (ungesicherten) Männer hinunter - was für ein abenteuerlicher Anblick... Mangels Ess-Angebot in den Restaurants setzten wir uns dann schliesslich zum Mittagessen an die Drina und genossen bei Sonnenschein noch ein paar übrige Snäcks und Früchte aus den Velotaschen. Bis nach Mali Zvornik (146 m.ü.M.) blieb die Route eben (und löchrig), so dass wir bereits gegen 15.00 Uhr im Hotel eingecheckt hatten. Wir waren froh, hier überhaupt ein Hotel zu finden, ansonsten hätten wir es wohl im gegenüberliegenden Ufer im bosnischen Zvornik versucht. So aber erübrigte sich dies und für 35 Euro hatten wir unser Zimmer. Am Abend bummelten wir noch etwas durch das Städtchen und liessen den Tag so ausklingen.
28.04.2015 Mali Zvornik - Sabac 85 km
Zur zweitletzten Etappe starteten wir aufgrund der geringen Distanz bis Sabac erst gegen 08.45 Uhr, trotzdem erreichten wir die Stadt bereits gegen Mittag um 12.15 Uhr. Die ganze Route heute war einfach nur flach.Bis Loznica gings auf weiterhin schlechtem, löchrigem Asphalt entlang der Drina, direkten Blickkontakt zum Fluss hatten wir jedoch nur wenig. Dafür war die bewaldete Hügellandschaft zur Rechten recht schön. Ostwärts Richtung Sabac fuhren wir zunächst noch entlang von Ackerfeldern & Wiesen (wieder entdeckten wir 2 tote Hunde & 2 tote Katzen am Strassenrand), dann jedoch wurden die Häuserlosen Distanzen immer kleiner. Auffallend war auch, dass die Häuser entlang der Strasse alle mit einem Zaun umgeben waren und sehr viele Leute waren gerade dabei, ihren Rasen im Garten oder vor dem Haus zu mähen - ob wohl Regen bevorsteht..? Die Häuser waren weiterhin in sehr unterschiedlichem Zustand, der Strassenbelag nun jedoch deutlich besser als noch entlang der Drina. Die Menschen schienen jedoch weiterhin Freude an uns zu haben und winkten oder riefen uns regelmässig zu. In Sabac angekommen, erfreuten wir uns an einer (unerwartet) schönen Fussgängerzone. Leider aber gibt es aktuell nur 1 Hotel im Zentrum von Sabac und dieses wirkt mega luxuriös. Auch wenn 77 Euro/Zimmer verhältnismässig zur Schweiz noch immer günstig ist, fühlten wir uns in diesem zelebrierten Luxus wenig wohl. Trotzdem waren wir natürlich froh, immerhin ein Hotel gefunden zu haben. Morgen nun folgt bereits die letzte Etappe dieser Tour.
29.04.2015 Sabac - Belgrad 105 km
Am heutigen Tag war es deutlich kälter als bisher, glücklicherweise bliebs aber nach den heftigen Regenfällen der Nacht heute den ganzen Tag trocken. Die Schlussetappe nach Belgrad stand an - ganz im Sinne von "Viele Wege führen nach Rom" - mussten wir uns für einen Weg entscheiden. So entschlossen wir uns, Belgrad eher vom Nord-Westen her anzufahren. Von Sabac fuhren wir also zunächst nordwärts und auf der Suche nach der ausgewählten Nebenstrasse mussten wir schon nach wenigen km feststellen, dass keine unserer Strassenkarten der aktuellen Strassensituation entspricht. Auch eine Nachfrage bei 2 Arbeitern die dank ihrer Schweizer Vergangenheit ebenfalls etwas deutsch sprachen, hinterliess bei uns mehr Fragezeichen als anderes. Sie sagten, dass wir diese Nebenstrasse durch den Wald (welche wir gar nicht gefunden haben) keinesfalls nehmen sollten da dies gefährlich sei; dort würden "dicke Männer" manchmal mit Gewehren herumschiessen - und er erwähnte noch wilde Hunde. Ob nun die Männer jagt auf wilde Hunde machen oder die wilden Hunde einfach ein zusätzliches Risiko sind, das haben wir nicht ganz verstanden. Wir fuhren dann jedoch weiter auf der Suche nach einer geeigneten Strasse ostwärts und schienen den Weg gefunden zu haben. Wir kamen gut vorwärts, überholten eine Schafherde, fragen dann mangels Wegweiser Einheimische nach dem Weg und diese zeigten uns eine Strasse, die durch den Regen der letzten Nacht völlig verschlammt und rutschig war... Wir kämpften uns also im Schritttempo erfolgreich durch den Match bis wir plötzlich vor einem grossen, geschlossenen Tor mit dicken Gittern standen. Dahinter eine Tafel mit der Aufschrift: "Trespassing! Forbidden surveiliance, photographing and filming." Das Risiko, plötzlich in z.B. militärisches oder sonst verbotenes Gebiet einzuringen in einem Land, wo ich die Sprache nicht kann, war uns dann doch etwas zu gross, so kehrten wir auf derselben rutschigen, dreckigen Strasse wieder zurück. Dort sagten uns ändere Leute wieder, wir hätten einfach um das Gittertor herumlaufen sollen, dann wären wir auf dem richtigen Weg gewesen... Im nächsten Dorf trafen wir dann jedoch auf einen Oesterreicher, der einige Monate im Jahr hier in Serbien lebt und uns erzählte, dass hier tatsächlich manchmal Schiessübungen diverser Militäts stattfinden und die Einwohner jeweils per Radio darüber informiert würden... - Nach diesen Umwegen gingen wir dann weniger Routen-Risiken ein, fragten etwas häufiger nach dem Weg und kamen so via den Ortschaften Nikinci - Pecinci - Simanovci doch noch sehr gut nach Belgrad (131 m.ü.M.). Auf dieser letzten Route erlebten wir öfters als vorher wilde Hunde, sehr viele Häuser waren äusserlich in teilweise recht schlechtem Zustand und erstmals waren die Ortsschilder nur noch in kyrillischer Schrift angeschrieben. Am späten Nachmittag erreichten wir dann zunächst die Donau, dann der Zusammenfluss der Sava mit der Donau. Nach kurzer Suche fanden wir dann einen überaus tolle Pension (Zigzag) direkt bei der Altstadt. Unsere Bike-Tour ist nun zu Ende. Nun freuen wir uns noch auf einen freien Tag morgen um Belgrad zu besichtigen.
30.04.2015 Erlebnisse und Eindrücke von eineinhalb Tagen Belgrad
Tja wo soll ich anfangen.. Also meine Erwartungen an Belgrad waren gering, vielleicht eher mit "gespannt, ob mich doch etwas überraschen wird" zu beschreiben. Die Sehenswürdigkeiten waren denn auch eher spärlich, auch wenn wir oft zu Fuss unterwegs waren oder mit dem Touristen-Bus eine Stunde lang die Highlights der Stadt erklärt erhielten. Eher einzigartig ist in Belgrad sicher, dass hier zwei so grosse Flüsse wie die Donau und die Sava zusammenfliessen. Bereits bei der Fahrt hinein nach Belgrad staunten wir, wie viele Boots-Restaurants entlang der Flüsse angelegt hatten. Anscheinend muss hier im Sommer mächtig was los sein. Was mich in diesen bloss eineinhalb Tagen aber zu einem Fan von Belgrad machte, möchte ich unter "Lifestyle" zusammenfassen. Zunächst waren wir schon mal begeistert von unserer Pension "Zigzag", welche einfach einzigartig schön eingerichtet war und an den Wänden Empfehlungen von Restaurants, Cafés, Sehenswürdigkeiten oder auch das Wifi Passwort mit Kreide aufgeschreiben waren. Wir stellten dann aber fest, dass jedes Restaurant oder Café, welches wir betraten, extrem liebevoll & kreativ eingerichtet war. Nichts standardmässiges wie viele Restaurants sonst aussehen, sondern mit vielen Details und vielen kleinen Gegenständen, schöner Wandmalereien, speziellen Lampen (z.B. Laternen, Eimer), antiken Tischen / Möbeln... Das Café vis à vis von uns hatte z.B. Tische rausgestuhlt, wo auf 2 - 3 Tischen eine Nähmaschine drauf war oder das Getränke- und Snackangebot war auf einer alten Schallplatte aufgeschrieben. Auch musikbegeisterte kommen in Belgrad auf ihre Kosten. Vielleicht hatten wir einfach Glück oder es lag daran dass am 01. + 02.Mai in Serbien Feiertag ist, jedenfalls erlebten wir in einer der zwei schönen Fussgängerzonen überall Musiker in den Restaurants, welche die Gäste mit ihrer Musik begeistern wollten. Auch in unserem Restaurant kam plötzlich eine Gruppe aus 5 Personen in den Esssahl. Mit einem Kontrabass, einer Geige, Gitarre, Handörgeli und Gesang (der einzigen Frau) wurden uns einige wirklich schöne Volkslieder präsentiert, ohne danach aufdringlich Geld zu verlangen. Ob das hier wohl jedes Wochenende so ist? Auch die andere, grössere Fussgängerzone der Altstadt mit vielen Läden, vielen kleinen (auch Glace-) Ständen hat uns sehr gut gefallen. Von der Festung aus hat man einen herrlichen Ausblick auf die Mündung Donau / Sava und wer an alten Kriegswaffen interessiert ist kommt auch hier voll auf seine Kosten. Hier kamen wir auch mit einer älteren Frau ins Gespräch, die wie auch viele andere Wladimir Putin T-Shirts im Angebot hatte. Auf Joel's Frage, warum sie diese verkaufe, geriet die Frau ins Schwärmen: "Putin ist cold, strong, thinking, not bla, bla bla. Serbian people love him, i love him..." Generell empfanden wir die Menschen hier als sehr aufgeschlossen und freundlich. Ich würde Belgrad sofort wieder besuchen und einfach in der Altstadt oder den Flüssen spazieren, die Cafés und Restaurants besuchen und einfach etwas "sein", einfach weil es so gemütlich ist.
Route
Unsere Route im Jahr 2015
Datum | Strecke | Distanz | Fahrtag | Nacht |
23.04.2015 | Flug nach Pristina | Hotel | ||
24.04.2015 | Pristina - Rozaje (MNE) | 125 km | 08.00 - 18.30 Uhr | Hotel |
25.04.2015 | Rozaje - Prijepolje (SRB) | 120 km | 08.15 - 16.00 Uhr | Hotel |
26.04.2015 | Prijepolje - Bajina Basta | 125 km | 08.15 - 17.00 Uhr | Pension |
27.04.2015 | Bajina Basta - Mali Zvornik | 90 km | 09.00 - 15.00 Uhr | Hotel |
28.04.2015 | Mali Zvornik - Sabac | 85 km | 08.45 - 12.15 Uhr | Hotel |
29.04.2015 | Sabac - Belgrad | 105 km | 09.15 - 17.15 Uhr | Pension |
30.04.2015 | Ruhetag | |||
01.05.2015 | Belgrad - Airport Belgrad | 20 km | ||
Total | 670 km |
Fotos
Pristina - Belgrad 2015
Von Pristina zunächst 2-spurig, dann einspurig westwärts - im Blickfeld immer die verschneiten Gebirge.
Passübergang von Pec nach Montenegro - im Hintergrund der kosovarische Grenzposten
Route / Aufstieg zwischen den Grenzposten
die Schneemassen nehmen passaufwärts zu...
Auf dem Kula-Pass auf 1795 m.ü.M. dann diese wunderschöne Schneelandschaft
Kurz danach der Grenzposten von Montenegro
Die Passstrasse zeigte öfters Spuren von Steinschlag, hier sogar einen Erdrutsch
Ankunft in Rozaje, Montenegro. Erste Etappe geschafft...
Kurzer Aufstieg zum Tunnel Lokve auf 1336 mü.M.
Umgebung Richtung Berane, Montenegro
es folgte eine wunderschöne Fahrt im Tal des Flusses Lim
Grenzposten Montenegro / Serbien
Auch auf serbischer Seite bliebs entlang der Lim sehr schön
3.Etappe - Aufstieg nach Nova Varos zum "Zlatarsko jezero"
Hügelige, aber schöne Route im Zlatibor Gebirge
Blick auf die schöne Landschaft des Zlatibor
Umgebung vor Kremna
Route von Kremna über den Tara Nationalpark nach Bajina Basta
Aufstieg geschafft! Zeit den Durst zu löschen...
Blick zurück zum Tara Nationalpark
Die Etappe von Bajina Basta nach Mali Zvornik führte durch kleine Dörfer und oft entlang der Drina
Die Drina ist gleichzeitig Landesgrenze - Blick hinüber nach Bosnien
Auf zur 5.Etappe Richtung Sabac
Wir erreichten Sabac am wunderschönen Fluss Sava
Schlussetappe nach Belgrad - es blieb ländlich...
Viele Wege führen nach Belgrad...
Ankunft in Belgrad
hier mündet die Sava in die Donau
Tourende am Flughafen in Belgrad nach 670 km.